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Veröffentlicht am 04­.06.2007

4.6.2007 - epd

Ökumene am Rhein - Der evangelische Kirchentag im katholisch geprägten Köln ist auch ein ökumenisches Ereignis

Von Stephan Cezanne (epd)

Köln (epd). Das Thema Ökumene spielt auf Deutschen Evangelischen Kirchentagen traditionell eine große Rolle. Dies gilt vor allem von Mittwoch an, wenn das Protestantentreffen im katholisch geprägten Köln zu Gast ist. «Es wird eine Ökumene sein, wie es sie noch nie gegeben hat», erwartet der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider. Der evangelische Kirchentag könne in dieser Form «gar nicht ohne unsere katholischen Geschwister stattfinden», sagt er.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner äußerte die Hoffnung, dass die evangelischen Christen beim Kirchentag eine Vertiefung ihres Glaubens erfahren. Davon profitierten auch die katholischen Gläubigen. «Wenn hier tausende evangelische Christen von Jesus Christus Zeugnis geben, dann schwappt das auch auf uns über», sagte Meisner. Der Kölner Erzbischof ist auf dem Kirchentag unter anderem an einem ökumenischen Gottesdienst und einer gemeinsamen Bibelarbeit mit Präses Schneider beteiligt.

Beim Thema gemeinsames Abendmahl sind sich die Verantwortlichen für den Kirchentag einig: Dies soll in Köln kein Streitthema werden. Meisner verteidigte die Ablehnung eines gemeinsamen Abendmahls durch die römisch-katholische Kirche. Es gehe nicht um Sturheit oder eine «Marotte des Papstes», sondern um das Verständnis von Amt und Sakramenten, betonte Meisner. «Betroffen ist hier das Zentrum unseres Glaubens.» In diesem Zusammenhang verlangte der Kardinal «Respekt vor der Überzeugung des Anderen».

Die katholische Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche» ermutigte unterdessen die Kirchentagsbesucher in Köln zur gemeinsamen Teilnahme am Abendmahl. Die Gäste sollten «nach ihrem Gewissen der Einladung zum Tisch des Herrn folgen und die Gastfreundschaft bei Abendmahl und Eucharistie praktizieren», heißt es in einem Aufruf. Katholischen Christen ist die Teilnahme am evangelischen Abendmahl nicht erlaubt.

Die Generalsekretärin des Kirchentages, Ellen Ueberschär erhofft sich von dem Kölner Treffen auch neue Impulse für eine spezifisch protestantische Spiritualität. Die Protestanten dürften spirituelle Inhalte nicht prominenten katholischen Ordensleuten wie Anselm Grün oder Willigis Jäger überlassen.

Das Forum Ökumene in Köln wurde gemeinsam vorbereitet vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Dies soll auch als Impuls für den nächsten Ökumenischen Kirchentag verstanden werden, der 2010 in München stattfindet - sieben Jahre nach dem ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin. Es hat den Angaben zufolge noch nie so viele ökumenische Teilnehmer sowie Verantwortliche auf einem evangelischen Kirchentag gegeben wie in Köln.

Ueberschär wünscht sich von dem Protestantentreffen auch neue Impulse für das Gespräch zwischen Christen und Muslimen. Die Domstadt biete gute Voraussetzungen für den christlich-islamischen Dialog: «Köln ist ein bisschen die Hauptstadt des deutschen Islam». Alle großen islamischen Dachverbände haben ihre Bundeszentrale in Köln. Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) sagt: «Ich kann mir einen Kirchentag ohne die Begegnung mit dem Islam gar nicht mehr vorstellen.»

Der Begriff Ökumene solle jedoch dem Austausch zwischen christlichen Kirchen vorbehalten bleiben und nicht auf den interreligiösen Dialog ausgedehnt werden, bekräftigt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, in seinem jüngsten Buch «Im Geist der Freiheit». Das Bekenntnis zu dem einen Gott, das Christen und Muslime verbindet, könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie mit diesem Bekenntnis unterschiedliche Gottesvorstellungen verbinden.

Internet: www.kirchentag.de (06247/4.6.2007)

Zuletzt geändert am 04­.06.2007