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Veröffentlicht am 11­.07.2019

11.7.2019 - Münchner Kirchenradio

Interview zum synodalen Weg (mit Christian Weisner)

Bischöfe und Laien wollen Ende des Jahres den Startschuss für einen Dialog für die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland geben. Eine Reaktion auf die im Herbst veröffentlichte Missbrauchs-Studie ist der synodale Weg, den die deutschen Bischöfe im Frühjahr beschlossen haben. Die Erwartungen sind riesig, auch bei der Reformbewegung Wir sind Kirche.

Bei mir ist jetzt Christian Weisner, der Sprecher von Wir sind Kirche. Herr Weisner, die Bischöfe wollen Themen wie Macht, die kirchliche Sexualmoral uns die Lebensform der Priester diskutieren. Kardinal Reinhard Marx hat gesagt, es ist gut, dass Diskussionen geführt werden auch über Dinge, die früher tabuisiert waren. Welche Hoffnungen setzen Sie in den synodalen Weg hinsichtlich dieser Aussage?

Weisner: Ja, es ist dringend notwendig, dass dieser synodale Weg aber auch in einer verbindlichen Form mit Ergebnissen am Ende geführt wird. Man muss daran erinnern, bereits 2007 /2008 war es angedacht, etwas zu machen. Da haben einige Bischöfe Nein gesagt. Dann kam 2010 der große Skandal um das Canisius-Kolleg, die Aufdeckung der vertuschten sexualisierten Gewalt. Darauf gab es dann einen Gesprächsprozess, der vier, fünf Jahre gedauert hat und im Sande verlaufen ist. Es ist also der dritte Versuch und dieser dritte Versuch muss gelingen.

Welche Verbindlichkeit hat denn der synodale Weg. Kardinal Marx hat ja auch gesagt, dass man das Kirchenrecht nicht ändern könne. Welche Hoffnungen setzen Sie denn trotzdem in das Vorhaben?

Weisner: Das Besondere ist ja, das ist keine Synode in dem kirchenrechtlichen Sinne ist. Synodaler Weg ist ja eine neue Form, gewissermaßen ungezwungenere Form. Aber das darf nicht heißen, dass man nur so miteinander im Gespräch ist und sagt hinterher, gut, dass wir miteinander geredet haben. Die Punkte, die die Bischöfe nennen, Macht, Sexualität, Lebensform der Priester, sind existenziell wichtig für das Überleben unserer Kirche in Deutschland. Und zum Glück hat ja das Zentralkomitee der deutschen Katholiken noch mal den Punkt Frauen und Dienste und Ämter in der Kirche von Frauen hineingebracht und die Bischöfe haben dies zum Glück akzeptiert.

Die deutschen Bischöfe sind sich in der Frage, wie viel sich in der Kirche verändern sollte, aber nicht einig. Was fordert denn die Reformbewegung Wir sind Kirche?

Weisner: Die Punkte, die jetzt auf der Tagesordnung stehen, die hat Wir sind Kirche vor 24 Jahren ins Gespräch gebracht. Das heißt: Mitbestimmung, gleichberechtigte Rolle der Frauen der Kirche Aufhebung des Pflichtzölibats, eine aktuelle Sexuallehre und insgesamt christliche Botschaft als Frohbotschaft zu vermitteln. Insofern freuen wir uns, dass die deutschen Bischöfe jetzt diese Punkte aufgenommen haben. Die deutsche Kirche spielt nach dem großen Skandal der MHG-Untersuchung spielt jetzt hier hoffentlich eine Vorreiterrolle.

Papst Franziskus hat sich auch bereits zum synodalen Weg geäußert. Er spricht von einer Zeitenwende und lobt das Engagement der deutschen Katholiken. Zugleich mahnt Franziskus die Einheit mit der Weltkirche an. Glauben Sie, dass es wirklich für Deutschland zu grundlegenden Veränderungen kommen kann, wenn die restliche Welt nicht mitzieht?

Weisner: Wenn wir uns anschauen, die Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder, Jugendliche, Frauen und sogar Ordensfrauen, die sind ja weltweit. Und viele Länder haben mittlerweile schon ihr großes Erwachen erlebt, andere Länder werden noch folgen. Das heißt also: Die grundlegenden Strukturen, die zu diesem sexualisierten Missbrauch geführt haben, die gilt es aufzudecken. Und da hoffe ich wirklich sehr, dass die deutschen Bischöfe gemeinsam mit dem Laienkomitee, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, aber auch mit Experten und Expertinnen, mit Menschen aus dem Kirchenvolk wirklich diese Dinge aufarbeiten. Und dann kann das wirklich auch eine Gabe für die Weltkirche sein.

Man darf gespannt sein, was der synodale Weg bringen wird. Anfang Dezember soll es losgehen. Im Frühjahr 2020 könnte dann das erste große Treffen stattfinden. Wir halten Sie natürlich immer auf dem Laufenden bei uns im Münchner Kirchen-Radio. Das war ein Gespräch mit Christian Weisner, Sprecher der Reformbewegung Wir sind Kirche. Und dieses Gespräch wurde vor der Sendung aufgezeichnet.

Zuletzt geändert am 12­.07.2019