23.9.2019 - KNA
Katholische Reformer rufen Bischöfe zu Ungehorsam gegen Rom auf
Fulda (KNA) Vertreter katholischer Reformbewegungen haben die deutschen Bischöfe zum Widerstand gegen die Kirchenzentrale im Vatikan und zur Änderung des Kirchenrechts aufgerufen. Bei einem Pressegespräch zu Beginn der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe betonte der Sprecher der Vereinigung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, die katholische Kirche sei in Deutschland und weltweit "an einem Scheideweg angelangt". Der von den deutschen Bischöfen mehrheitlich ausgerufene "synodale Weg" müsse dazu führen, das "festgezurrte System des Kirchenrechts zu verflüssigen" und Bewegung zu ermöglichen. Er hoffe, dass es gelinge, die Kirche zusammenzuhalten und alle auf den Weg der Reformen mitzunehmen.
Magnus Lux vom Bundesteam "Wir sind Kirche" rief die Bischöfe auf, sich von vatikanischen Vorgaben zu distanzieren und erklärte: "Das System Rom hat sich an die Stelle des Evangeliums gesetzt. Rom ist blind geworden gegenüber der Wirklichkeit." Deshalb sollten sich die Bischöfe "nicht zu Lakaien Roms machen, andernfalls werde das Gottesvolk entschieden reagieren, notfalls würden "die Gemeinden die Sache selbst in die Hand nehmen."
Angelika Fromm von der Gruppierung "Lila Stola" innerhalb von "Wir sind Kirche" argumentierte, die Kirchenspaltung sei "längst da". Schon viele seien ausgetreten, weil die Kirche nicht mehr glaubwürdig sei. In einer demokratischen Gesellschaft sei es ein Ärgernis, wenn die Kirche weiter als "absolutistisch-monarchisches System" bestehen bleibe. Konkret forderte sie eine Änderung des Kirchenrechts-Paragraphen, der die Priesterweihe nur für Männer vorsieht.
Gabriele von Kareis von der katholischen Frauen-Bewegung "Maria 2.0" erinnerte an die Reformation im 16. Jahrhundert und erklärte, damals habe es einen Martin Luther gegeben, vielleicht brauche man diesmal eine "Martina Luther". An die Bischöfe appellierte sie, zu realisieren, dass "auch sie zur Freiheit berufen sind und nicht zum Gehorsam gegenüber Rom".
Zuletzt geändert am 23.09.2019