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Veröffentlicht am 14­.11.2019

14.11.2019 - Westfalen Blatt

Problem mit Obdachlosen: Erzbistum verweist auf Schutz vor mutwilliger Beschädigung Gitter am Paradiesportal löst Debatte aus

Die Neugestaltung von Paradiesvorhalle und -pforte sowie Roter Pforte des Domes kostet nach Angaben des Erzbistums 714.000 Euro. Darin enthalten ist der barrierefreie Zugang zum Dom, die Rampen, die Automatisierung der Portaltüren am Paradiesportal, die neuen gläsernen Windfänge, die digitalen Schaukästen und eben auch der Vandalismusschutz durch das jetzt angebrachte Gitter. Foto: Ingo Schmitz

 
Von Maike Stahl und Matthias Band

Paderborn (WB). Am Paradiesportal des Domes wird in diesen Tagen ein Gitter angebracht, das für reichlich Diskussionsstoff sorgt. Die Kirche begründet die Maßnahme damit, dass Beschädigungen des wertvollen Portals verhindert werden sollen, Kritiker argwöhnen, dass Obdachlose ausgesperrt werden sollen.

»Wir haben uns für die Installation der Gitter entschlossen, weil wir im Paradiesportal wertvolle Kunst, wie die Apostelfiguren, und Technik beherbergen, die vor mutwilliger Beschädigung geschützt werden müssen«, sagt Thomas Throenle, Sprecher des Erzbischöflichen Generalvikariats. Das Paradiesportal als Zugang zum Dom sei ein besonderer Ort, der spätabends und nachts immer wieder über die Grenze des Zumutbaren hinaus verunreinigt werde. »Der Hausmeister findet dort morgens regelmäßig Bierdosen, Pizzakartons, Pommes und leider auch menschliche Exkremente«, berichtet Throenle. Einmal sei dort sogar gegrillt worden.

Christliche Kirchen sollten immer offen für alle sein.
Manfred Dümmer

Die harsche Kritik, dass das Paradiesportal zugemacht worden sei, um Obdachlosen die Möglichkeit zu nehmen, dort zu übernachten, habe das Generalvikariat völlig unvorbereitet getroffen, sagt Throenle. »Es haben auch sehr lange Zeit überhaupt keine Menschen mehr dort übernachtet. Das haben sowohl Dompropst Joachim Göbel, als auch Domkapitular Benjamin Fischer bestätigt, die beide in unmittelbarer Nähe wohnen.« Weitaus bessere Übernachtungsmöglichkeiten biete beispielsweise der Katholische Verein für soziale Dienste in Paderborn SKM, der durch Aktionen im Dom regelmäßig unterstützt werde. Im vergangenen Jahr wurden unter der Weihnachtskrippe beispielsweise Schlafsäcke und Kaffee gesammelt, ein Teil des Domhonig-Erlöses geht an den SKM und während des Domjubiläums wurde zum Gastmahl für ­Arme eingeladen. Tagsüber dürften sich Obdachlose weiter gerne im Dom aufhalten, um sich aufzuwärmen und rund um den Dom um eine Spende zu bitten, stellt Throenle klar. Das Gitter werde immer dann ­geschlossen, wenn auch der Dom abgeschlossen ist, also von 18.30 bis 6.30 Uhr.

Kritik an der Entscheidung, am Paradiesportal ein Gitter anzubringen, kommt auch von der Reformbewegung »Wir sind Kirche«. »Es ist mehr als schade, dass das Paradiesportal nun mit einem Gitter versehen werden soll. Christliche Kirchen sollten immer offen für alle sein. Wie sagte Papst Franziskus: Geht an die Ränder der Gesellschaft! Die Kirche könnte sich gemeinsam mit den Sozialarbeitern der Stadt um die Obdachlosen kümmern«, sagt OWL-Sprecher Manfred Dümmer. Man müsste den Obdachlosen aber auch Grenzen aufzeigen und einen Container mit Toiletten unmittelbar vor dem Paradiesportal aufstellen. Dümmer findet nicht, dass das den Dom verschandeln würde. Dümmer: »Gebäude sind immer nur Mittel zum Zweck. Die Menschen, egal wie sie sind, sollten im Mittelpunkt stehen.«

https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Paderborn/Paderborn/4031378-Problem-mit-Obdachlosen-Erzbistum-verweist-auf-Schutz-vor-mutwilliger-Beschaedigung-Gitter-am-Paradiesportal-loest-Debatte-aus

Zuletzt geändert am 14­.11.2019