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Veröffentlicht am 01­.11.2019

November 2019 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Es geht um Alles

Von Sigrid Grabmeier

Es geht um nicht weniger als um Alles. Das wurde spätestens durch den Raub und die „Entsorgung“ der indianischen Pachamama Figuren, die Mutter Erde und ihre Fruchtbarkeit symbolisieren,  im Tiber während der Amazonas-Synode in Rom deutlich. Es geht um Alles. Um Kirche, Gott und die Welt. Oder wie Dorothea Sölle es ausdrückte „Gottes gute Schöpfung, die Erde.  … Was könnten wir von Gott wissen, ohne sie unsere Mutter.“

Die Häme und der Hass, den das Gebaren der katholischen Fundamentalisten ausdrückt, ist nach deren Meinung wohlbegründet, denn die Lehre der römischen Kirche ist in Gefahr. Die Lehre einer vorderorientalischen Religion, die graecisiert, dann romanisiert zuerst in Europa inkulturiert wurde um dann mit viel Gewalt und Blutvergießen in die „restliche“ Welt hinausgetragen zu werden. „Wir stehen vor dem Wechsel von einer weißen, kolonialen, imperialen Kirche zu einer Kirche von den Rändern her.“ So drückte es Willi Knecht aus, vieljähriger Laienmissionar in Peru, der bei der KirchenVolksVersammlung von Wir sind Kirche im Oktober die Amazonassynode  kommentierte. Cristy Orzechowski, die 30 Jahre in den Hochanden als Gemeindeleiterin und Missionarin wirkte, sprach davon in der Sprache der Indios: „der Fluss ist angekommen.“ Die Botschaft der bisher nicht Gehörten wird gehört und ernst genommen.

Es geht um Alles, wie es bei Gott immer um Alles geht. Wenn es um Alles geht, dann muss auch der Kleinmut fallen, die Angst vor dem Loslassen, die Angst vor dem Neuanfang, die Angst vor dem Ungewissen. Wir sind mit Gott auf dem Weg, durch die Wüste. Ägypten, der Pharao und die Fleischtöpfe liegen hinter uns. Wir befinden uns in der Wüste. Uns voran ziehen diejenigen, die es gewohnt sind, mit wenig Gepäck auszukommen. Wir alle, auch die Kirchenreformer, müssen vieles hinter uns lassen: Lehre, Tradition und Gewissheiten. Wir sind auf dem Weg, um Gott neu zu finden und um Neues zu lernen. Die Botschaft des Jesus von Nazareth muss neu inkulturiert werden.

Ich hoffe und bete, dass die Kraft des Stromes aus Amazonien nicht im römischen Geröll stecken bleibt. Dass sich diese Kraft in der ganzen Kirche entfalten kann und dass der synodale Weg, der für Deutschland gegangen werden soll, sich aus dieser Kraft speist.

Zur KirchenVolksVersammlung: wir-sind-kirche.de:

Webseite von Willi Knecht: williknecht.de

 

 

 

 

Zuletzt geändert am 18­.11.2019