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Veröffentlicht am 02­.07.2007

2.7.2007 - Donaukurier

Katholischer Priester mit Familie

Eichstätt (DK/dpa) Mit einer Sondererlaubnis des Papstes ist am Samstag in Eichstätt ein verheirateter früherer Protestant zum katholischen Priester geweiht worden. Dies war trotz Zölibats möglich, da der 44-jährige Hans-Tilman Golde evangelischer Pfarrer war, bevor er zum Katholizismus übertrat.

Golde, der vom "Ende eines langen Weges und dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts sprach", empfing im Beisein mehrerer hundert Gläubiger die Priesterweihe vom Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. An der Weiheliturgie nahm neben Goldes drei Kindern auch dessen Ehefrau Petra teil. Dass sie hinter seiner Entscheidung steht, zeigte ihre Einbindung in den Weihegottesdienst. Sie trug die Lesung vor: die Berufungsgeschichte des alttestamentlichen Propheten Samuel. Bereits bei der Diakonsweihe im März hatte Petra Golde vor dem Bischof ihre Bereitschaft bekundet, ihren Mann nach Kräften zu unterstützen.

Papst Benedikt XVI. hatte im Februar dieses Jahres persönlich erlaubt, dass Golde als verheirateter Mann und dreifacher Vater katholischer Priester werden darf. Die Weihe von verheirateten, ehemals evangelischen Geistlichen ist in der katholischen Kirche nur mit spezieller Zustimmung des Papstes möglich, wie Martin Swientek, Pressesprecher des Bistums Eichstätt, erläuterte. Im Fall von Golde sei berücksichtigt worden, dass dieser als evangelischer Pfarrer Aufgaben der Seelsorge als persönliche Berufung gelebt habe.

Bischof Hanke verzichtete bei der Weihe auf die üblichen persönlichen Worte an den Weihekandidaten. Am Rande der Weihe erklärte der Eichstätter Oberhirte, dass das Interesse der Boulevard-Medien den Ausschlag zu diesem Schritt gegeben habe. Er, Hanke, wollte nicht, dass einzelne Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert würden.

Nach Auskunft des Erzbistums München-Freising wurden in Bayern in den vergangenen 30 Jahren rund 20 ehemals evangelische Pfarrer zum Priester geweiht. Dies sei eine seit langem geübte Praxis und geschehe erst nach sehr ernsthafter Prüfung, sagte Erzbistums-Sprecher Winfried Röhmel. "Wir wollen damit kein ökumenisches Porzellan zerschlagen", betonte er. Es gebe durchaus auch Fälle, in denen katholische Priester nach ihrem Glaubenswechsel evangelische Pfarrer geworden sind.

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat am Samstag im Hohen Dom sechs Diakone zu Priestern seiner Diözese geweiht. In seiner Predigt rief er die Geistlichen auf, sich vom Mitleid Christi für die Menschen berühren zu lassen und ihnen gute Hirten zu sein.

Im Freisinger Mariendom weihte Kardinal Friedrich Wetter elf Diakone zu Priestern des Erzbistums München-Freising geweiht. Die Weihe verband er mit einem persönlichen Vermächtnis an die Seelsorger seiner Erzdiözese. So erinnerte Wetter in seiner Predigt daran, dass die Liebe zu Gott das Herzstück des priesterlichen Dienstes sei.

Drei Diakone weihte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Samstag zu Priestern seiner Erzdiözese geweiht. Bei seiner Predigt im Bamberger Dom wies Schick auf den Stellenwert der Eucharistie als "Zentrum des Lebens" hin. Die Feier der Eucharistie sei für einen Priester die intensivste Form, um den Menschen mit Gott, mit Jesus Christus und dem Evangelium zu verbinden. Sie schenke Vergebung der Sünden und verbinde die Menschen im Geist Christi miteinander. Religionsunterricht, Predigt, Jugendarbeit und seelsorgliche Gespräche sollten von der Eucharistie inspiriert sein und zu ihr hinführen, sagte Schick.

Zuletzt geändert am 02­.07.2007