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Veröffentlicht am 04­.09.2020

4.9.2020 - KNA aktuell

Aufbruchstimmung und Demos bei Zwischenstopp des Synodalen Wegs

Bonn (KNA) Rufe nach mehr Beteiligung von Frauen in der Kirche und eine Bestandsaufnahme von Seelsorge und sozialer Arbeit in Zeiten von Corona haben die Regionenkonferenzen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg geprägt. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sprach am Freitag von einem Zwischenstopp. Die Treen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Ludwigshafen und München fanden anstelle der zweiten Synodalversammlung statt, des höchsten Gremiums des Synodalen Weges, mit dem Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen wollen. Wegen der Corona-Pandemie hatten die Organisatoren die Vollversammlung auf Februar 2021 verschoben.

Am Vormittag diskutierten die Delegierten über die Folgen der Corona-Krise für das kirchliche Leben. Wie unter einem Brennglas habe sie Probleme, aber auch Neuaufbrüche sichtbar gemacht. Neben allen anderen Folgen habe die Pandemie bewirkt, dass wir als Menschen vor unsere Endlichkeit gestellt worden sind, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte vor Aberglaube und Verschwörungstheorien. Manche Briefe, die ihn erreicht hätten, zeugten von magischen Vorstellungen . Dazu gehöre unter anderem die Überzeugung, sich bei der Kommunion nicht mit dem Virus anstecken zu können. Am Nachmittag standen Aussprachen zu den Themen Frauen und Sexualität auf dem Programm. Die dazu von den beiden zuständigen Arbeitsgruppen vorgelegten Papiere wurden teils kontrovers diskutiert. Der Aachener Bischof Helmut Dieser äuÿerte Honung auf eine merkliche Änderung der katholischen Sexualmoral. Der Knackpunkt ist, dass viele Menschen die katholische Auassung von Sexualität an vielen Stellen als diskriminierend empnden, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Verantwortlichen für das Frauen-Papier räumten mit Blick auf Kritik des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer Versäumnisse ein. Voderholzer, Mitglied der Arbeitsgruppe, hatte in einem Oenen Brief beklagt, dass Textbestandteile publiziert worden seien, über die das Forum noch nicht beraten habe. Er selbst sei nicht einbezogen worden. Auÿerdem, so Voderholzer weiter, lasse der Text  jedes theologische Niveau vermissen. Darin heiÿt es unter anderem, Jesus habe Jüngerinnen und Jünger gehabt und niemanden geweiht. Daraus waren in dem Text Forderungen für mehr Mitwirkung von Frauen in der Kirche abgeleitet worden. Zum Auftakt der Treens hatte ZdK-Präsident Thomas Sternberg von einer guten Stimmung unter den Teilnehmern des Reformdialogs gesprochen: Der Geist des Aufbruchs lebt. Zugleich widersprach er Wahrnehmungen, wonach Bewahrer und Reformer einander gegenüberstünden. Es gebe keine zwei groÿen feindlichen Lager.

Vor den Konferenzorten machten Katholikinnen mit Mahnwachen und Plakaten auf ihre Anliegen aufmerksam. Die Gruppe Maria 2.0 überreichte Bischof Bätzing in Frankfurt einen Oenen Brief, in dem sie eine Zweiklassengesellschaft  in der Kirche kritisieren. Frauen haben keine Stimme,
sie sind entmündigt, heiÿt es in dem Schreiben, dass an den Präfekten der Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella, gerichtet ist. Die Kongregation hatte unlängst eine viel kritisierte Instruktion zu Pfarrei-Reformen veröentlicht. Laien können demnach zwar mitwirken an der Gemeindeleitung, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester.

Zuletzt geändert am 05­.09.2020