17.12.2020 - svz.de
Ex-Internatsschüler erlebte massive Gewalt: „Und was ist mit uns?“
Von Stefanie Witte
Flensburg. In der katholischen Kirche beschäftigen sich heute viele mit der Aufarbeitung sexuellerGewalt. Aber was ist mit Menschen, die Schläge, Tritte, Einschüchterung erfahren haben? Einehemaliger Internatsschüler erzählt von Prügeln, einem Mitschüler, der gestorben ist - und davon, wieer einen überraschenden Brief vom Hamburger Erzbischof bekam.
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Dazu kommt das besondere Spannungsverhältnis zwischen christlicher Nächstenliebe und Gewalt. ChristianWeisner, Bundessprecher von „Wir sind Kirche“ sagt dazu: „Jede Form von Gewalt ist problematisch für diePersönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und mit dem christlichen Menschenbild nichtvereinbar.“ D. berichtet: Noch am letzten Schultag habe ihm ein wütender Lehrer in den Unterleib getreten.Einem Schulkameraden soll bei einer Tracht Prügel das Trommelfell geplatzt sein.
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Christian Weisner, Bundessprecher von „Wir sind Kirche“ sagt mit Blick auf die Geschichte von D.: „Ich kannverstehen, dass es sich so anfühlt, als ginge es gerade nur um sexualisierte Gewalt.“ Weisner begleitet dieDebatte seit Jahren und schränkt ein: „Aber wenn ich zum Beispiel an Bischof Mixa denke - der hat aufgrundkörperlicher Gewalt seinen Bischofshut nehmen müssen.“
Laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung hatten mehrere ehemalige Heimkinder Mixa vorgeworfen, sie inden 70er und 80er Jahren geschlagen zu haben. Der Wir-sind-Kirche-Sprecher hielte es für sinnvoll,niederschwellige Angebote für Betroffene zu schaffen - eben nicht nur im Zusammenhang mit sexualisierterGewalt. „Dazu gehört die Sensibilität, diese Angebote aus der Betroffenensicht zu sehen.“
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Zuletzt geändert am 18.12.2020