25.12.2020 - Euronews
Reformer fordern Kontrolle und Rücktritte von Bischöfen
München/Köln [ENA] Die Reformbewegung Wir sind Kirche sieht die katholische Kirche in einer “nicht vorstellbaren Glaubwürdigkeits- und Strukturkrise”, der nur durch grundlegende Aufarbeitung sexualisierter und geistlicher Gewalt begegnet werden könne. Die Corona-Pandemie habe abermals die Notwendigkeit geistlichen wie strukturellen Wandels gezeigt, damit Kirche für die Menschen relevant bleibe, schrieb die Gruppe zum Jahreswechsel.
Wir sind Kirche hatte zuvor staatliche Stellen aufgefordert, bei der Aufklärung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Einrichtungen nach irischem und belgischem Vorbild eine “deutlich aktivere Rolle als bisher” einzunehmen. Gegebenenfalls müssten die gesetzlichen Grundlagen in Deutschland geschaffen werden. “Es kann keine ‘innere Angelegenheit der Kirche’ sein, wenn Kinder missbraucht oder möglicherweise sogar ermordet werden,” hiess es in der Erklärung Es braucht eine Kontrolle klerikaler Macht. Während der Kölner Kardinal Rainer Woelki der Vertuschung von Sexualvergehen beschuldigt wird, hiess es jüngst aus dem Bistum Speyer, Nonnen hätten gegen Bezahlung Priestern und Politikern Kinder für sexualisierte Gewalt zugeführt.
Macht, Zölibat, Frauenämter und Sexualmoral seien die Themen, die in der von den deutschen Bischöfen bestellten Missbrauchsstudie als Risikofaktoren analysiert worden seien, denen nur durch konsequente Fortführung des Synodalen Weges entgegengewirkt werden könne. Mit diesem Gesprächsformat wollen Klerus und Laien den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Priester aufarbeiten. Nachdem die Reformer bereits die Verantwortlichen in der Kölner Bistumsleitung zum Rücktritt aufgefordert hatten, bekräftigen sie in ihrem Rückblick, weiter beobachten zu wollen, was die Bischöfe zur “Aufarbeitung sexualisierter Gewalt unternehmen und ob sie gegebenenfalls auch bereit sind, für Fehlverhalten persönlich Verantwortung zu übernehmen.”
Das auch internationale Interesse an diesem “einzigartigen”, wenn auch kirchenrechtlich nicht definierten Synodalen Weg zeige, dass dies kein deutscher Sonderweg sei, sondern “ein Dienst an der Weltkirche” sein könne. Zwar kritisieren die Reformer, nicht direkt am Synodalen Weg beteiligt zu sein, versichern aber, ihn von Anfang an begleitet zu haben. Laut der Bewegung ist die Umsetzung konkreter Regelungen wie beispielsweise die Beauftragung von Pastoralkräften zu Predigt, Taufspende und Eheassistenz jetzt schon kirchenrechtlich möglich. Die pastoralen Zusammenlegungen zu “lebensfernen” Gross-Pfarreien müssten korrigiert und die gegenseitige Teilnahme an Abendmahl und Eucharistie praktiziert werden, resümieren die Reformer.
http://www.en-a.de/mixed_news/reformer_fordern_kontrolle_und_ruecktritte_von_bischoefen-80148/
Zuletzt geändert am 26.12.2020