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Veröffentlicht am 04­.05.2021

Mai 2021 - Mitglieder-Rundbrief Leserinitiative Publik-Forum

Sieben Fragen an ... Christian Weisner

1. Wie sind Sie zu Publik-Forum und zur Leserinitiative Publik-Forum gekommen?

Die letzte Ausgabe „PUBLIK ist tot” kenne ich noch aus meinem Elternhaus. Ebenso das erste dünne PuFo-Heft von Harald Pawlowski, Peter Hertel und den anderen Männern der ersten Stunde (Frauen waren damals leider noch nicht so prägend wie heute). Meiner Abo-Nummer nach gehöre ich wohl zu denen, die dieses einmalige, basisorientierte Zeitungsprojekt fast seit Beginn mittragen.

2. Was ist für Sie das Besondere an Publik-Forum?

Die kleine Grafik aus der Anfangszeit mit der Blume, die sich durch den Asphalt kämpft, symbolisiert für mich sehr anschaulich, was gegen alle Widerstände der Kirche und des Zeitungsmarktes seit mittlerweile mehr als einem halben Jahrhundert erreicht werden konnte. Mit vielen hochengagierten Frauen und Männern im Verlag, in den Gremien und in der Redaktion, von denen ich manche seit Jahrzehnten kenne. Chapeau! Es gibt viele theologische Zeitschriften in Deutschland, aber keine, die wie Publik-Forum theologische Reflektion und (kirchen-)politisches Engagement in gleicher Weise verbindet.

3. Was heißt kritisches Christentum für Sie?

Für mich ist das Christentum eine Religion, die zum solidarischen Handeln ermutigt und befähigt. Das deckte sich auch mit meinem Berufsethos als Stadt- und Verkehrsplaner, sich für soziale und gesellschaftliche Gerechtigkeit einzusetzen.

4. Welches Projekt würden Sie gern (noch mehr) unterstützen?

Das KirchenVolksBegehren Wir sind Kirche im Jahr 1995 war und bleibt ein überaus erfolgreiches Gemeinschaftsprojekt der Initiative Kirche von unten (zu deren Koordinierungskreis ich damals gehörte) und der Leser-Initiative Publik-Forum (mit Jochen Töller und Dieter Grohmann, die beide viel zu früh verstarben) sowie der großen Unterstützung von allen in der Krebsmühle. Und seitdem haben wir viele Projekte gemeinsam gestemmt und werden es auch weiter tun. Danke für jede Unterstützung!

5. Welches Buch empfehlen Sie?

„Der Elefant im Zimmer: Über Machtmissbrauch und Widerstand”. Darin beschreibt Petra Morsbach akribisch die lange verschleierte Skandalgeschichte des Wiener Kardinals Hans Hermann Groër, von dem intern seit Jahrzehnten bekannt war, dass er Schüler und Novizen geistlich und sexuell missbraucht hat. Das war damals Anlass für das KirchenVolksBegehren in Österreich. Jetzt nach 25 Jahren werden kirchliche Macht und Machtmissbrauch endlich auch beim Synodalen Weg offen thematisiert.

6. Gibt es eine Bibelstelle oder ein anderes Zitat, das Ihnen besonders am Herzen liegt, und wenn ja, welche(s)?

„Denn wie der Körper ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Taten tot.“ (Jakobus 2,26) Die zupackende Art unseres Jugendpfarrers beim Aufbau einer Kirchengemeinde in einem sehr anonymen Neubauviertel und später die franziskanisch orientierte Studierendengemeinde haben mich geprägt.

7. Was wünschen Sie sich?

Die Corona-Pandemie hat uns die Brüchigkeit unserer bisherigen Glaubens- und Lebensprinzipien, die viele von uns schon geahnt haben, noch drastischer vor Augen geführt. In den aktuellen gesellschaftlichen und religiösen Transformationsprozessen braucht es neue Orientierungen. Nur in solidarischer und weltoffener Gemeinschaft kann es gelingen, die anstehenden Herausforderungen einigermaßen zu bewältigen.

 

Christian Weisner, seit der Jugend einer konzilsgeprägten Kirche verbunden, 1991 bis 1996 Mitglied des Koordinationskreises der Initiative Kirche von unten, Mitinitiator des KirchenVolksBegehrens 1995 in Deutschland und seitdem ehrenamtlich in der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche engagiert, Jahrgang 1951, Stadt- und Verkehrsplaner im Ruhestand, lebt mit Familie in Dachau bei München, E-Mail: weisner@wir-sind-kirche.de

 

Zuletzt geändert am 04­.05.2021