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Veröffentlicht am 04­.07.2007

4.7.2007 - "Markt" Schweinfurt

Das kommt mir spanisch vor

Diese Redewendung beschreibt einen merkwürdigen, meist unverständlichen Sachverhalt und stammt vermutlich aus jener Zeit, als der spanische König Karl V. 1519 deutscher Kaiser wurde. Das spanische Hofzeremoniell war bis dahin unbekannt und wurde als steif, kompliziert, unmöglich empfunden.

Mit dem alten Hofzeremoniell haben diese Gedanken zur Absicht des Papstes zu tun, im Gottesdienst der Katholiken wieder die lateinische Sprache einzuführen, zumindest die Form der alten Messe aus der Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil freizugeben. Was für das Zeremoniell im Petersdom richtig sein mag, ist es sicher nicht für eine fränkische Dorfkirche, nicht einmal für den Würzburger Dom. Es wäre nämlich ein Rückfall in die absolute Priestermesse; das Volk bleibt außen vor. Allerdings mit dem gefährlichen Unterschied: viele werden die nostalgische Rückwärtswelle nicht mitmachen.

Was bleibt, ist der bescheidene Rest derer, die seit Jahrzehnten den Vatikan mit Unmassen von vorgefertigten Briefen bombardieren, um dort den Eindruck zu erwecken, die große Mehrheit der Katholiken stehe hinter dem „Klerikerlatein“. Dagegen hatte noch 2003 Kardinal Ratzinger ein wichtiges Anliegen darin gesehen, „Priester und Gläubige wieder in einer einzigen, gemeinsamen Liturgie zu vereinen.“ Davon ist vielerorts die katholische Messfeier noch weit entfernt.

Also wieder Latein? Dann wird der Priester – ohnedies ein aussterbendes Element – für alles im Gottesdienst allein zuständig sein. Nur was er sagt und tut, soll Bedeutung und Gültigkeit haben. Damit würde den Gläubigen, die (noch) engagiert sind, der ursprüngliche Auftrag durch Taufe und Firmung weggenommen, bevor sie ihn richtig annehmen und ausüben konnten.

Pfarrer Roland Breitenbach, Schweinfurt
rb@stmichael.de

Zuletzt geändert am 12­.07.2007