20.7.2007 - Bayerische Staatszeitung
„Soll man wieder zur lateinischen Messe zurück kehren?“
Das Zweite Vatikanische Konzil jedoch hat mit gewichtigen theologischen Argumenten eine Erneuerung der Liturgie angestoßen. Träger der Liturgie soll das ganze Volk Gottes sein, nicht nur der Priester. Die Gläubigen sollen die Liturgie „in voller tätiger und gemeinschaftlicher Teilnahme mitfeiern”.
Das Bemühen des Papstes um Befriedung der Schismatiker und Traditionalisten ist anerkennenswert. Doch statt den „alten” Ritus völlig freizugeben hätte der Papst zunächst eine volle Zustimmung zum Konzil verlangen müssen. Denn der Wunsch nach der „alten” Messe ist oft mit der Ablehnung der Konzilsbeschlüsse verbunden.
Die bereits angelaufene Zeitungskampagne traditionalistischer Gruppen zeigt die große Gefahr einer inneren Kirchenspaltung. Kleine Gruppen können jetzt überall zusätzlich die „alte” Messe einfordern. Und das, obwohl schon jetzt der Priestermangel immens ist.
Natürlich sind die aktuellen religiösen Suchbewegungen nach Tradition und Heimat, nach Mysterium und Mystik ernst zu nehmen. Doch alte Formen und die Betonung von Ästhetik dürfen nicht zu einer Flucht aus der Wirklichkeit führen. Christlicher Gottesdienst ist keinesfalls nur Kompensation des Alltags.
Wenn auch Künstler sich sehr für die lateinische Messe eingesetzt haben - warum eigentlich werden nicht im Theater die Klassiker im Original gespielt, Shakespeare in Frühneuenglisch? Doch der Vergleich hinkt: Kirche ist kein Theater, der Gottesdienst ist ein „Heiliges Spiel” aber kein Bühnenstück.
Christian Weisner, Mitglied im Bundesteam der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche (München)
Zuletzt geändert am 19.07.2007