2.9.2007 - Die Welt
Katholischer Pfarrer missbraucht erneut Jungen
In Bayern sorgt der Fall eines katholischen Pfarrers, der sich erneut an Kindern vergangen haben soll, für Aufregung. Eine Opferschutzinitiative hat nun Vorwürfe gegen das zuständige Bistum Regensburg erhoben. Sollte sich der Verdacht gegen den Priester bestätigen, müssten auch gegen die Kirchenführung rechtliche Schritte eingeleitet werden, sagte der Vorsitzende der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, Johannes Heibel.
Der 39 Jahre alte Priester aus dem Landkreis Regensburg, der wegen sexuellen Missbrauchs eines Jungen vorbestraft ist, war am Donnerstag verhaftet worden. Daraufhin suspendierte das Bistum den Pfarrer mit sofortiger Wirkung. Er soll sich mehrere Jahre lang an Ministranten vergangen haben. Der Priester erlitt einen Nervenzusammenbruch.
Keine ausreichende Sicherheit
„Es ist unverantwortlich und menschlich unverzeihbar, solchen Seelsorgern noch einmal Menschen anzuvertrauen“, sagte Heibel. Der Fall zeige erneut, dass auch eine Therapie bei Sexualstraftätern keine ausreichende Sicherheit biete. Seine Initiative warne bereits seit Jahren vor der Wiedereingliederung von Pfarrern, die einmal Kinder missbraucht haben.
Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ forderte den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller auf, persönlich die Verantwortung für den neuen Fall des sexuellen Missbrauchs zu übernehmen. Die Fehler des Ordinariates seien ohne Wenn und Aber einzugestehen, sagte Sigrid Grabmeier vom „Wir sind Kirche“-Bundesteam. Der Pfarrer sei trotz seiner Vorstrafe und entgegen den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz als Priester für den kleinen Ort Riekofen eingesetzt worden, kritisierte die Laien-Organisation.
"Einmalige Verfehlung"
Der Priester war wegen Missbrauchs im Jahr 2000 per Strafbefehl zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Damals hatte er sich als Kaplan im niederbayerischen Viechtach an zwei Brüdern vergangen. Die Kinder waren neun und zwölf Jahre alt gewesen. Damals ging das Bistum davon aus, dass es sich bei dem 39-Jährigen nicht um einen Pädophilen handele. Seine Wiedereingliederung in den Seelsorgerberuf begründete das Bistum damit, dass es sich um eine einmalige Verfehlung gehandelt habe. Nun soll er den jüngsten Ermittlungen zufolge zwischen 2003 und 2006 auch an seinem neuen Dienstsitz immer wieder einen Jungen missbraucht haben.
Das Bistum hatte vor wenigen Wochen die erneute Beschäftigung des Pfarrers als Ortsgeistlicher damit begründet, dass der Mann nach einer Therapie geheilt sei. Dies habe ein Gutachten ergeben.
Deshalb hatte das Bistum auch nicht die klaren Regelungen der Deutschen Bischofskonferenz beachtet, wonach ein überführter Sexualstraftäter nicht mehr in Kirchenbereichen eingesetzt werden kann. Die Mitglieder der Pfarrgemeinde erfuhren im Juli erst aus den Medien von der Vorstrafe des Pfarrers. Nach Bekanntwerden der erneuten Vorwürfe musste der Priester mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Der Priester trage sich mit dem Gedanken, nun eine Auszeit zu nehmen, berichtet die „Passauer Neue Presse“.
Zuletzt geändert am 03.09.2007