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Veröffentlicht am 05­.09.2007

5.9.2007 - glaubeaktuell.net

Ökumenisches Treffen in Sibiu überschattet von Spannungen

(Sibiu/dpa) - Katholiken und Protestanten wollen bei der dritten Ökumenischen Versammlung, die am Dienstagabend in Sibiu in Rumänien eröffnet wurde, über Differenzen und Gemeinsamkeiten sprechen. Überschattet wird das Verhältnis von einer Erklärung des Vatikan, wonach die Protestanten nicht «Kirche im eigentlichen Sinn» seien. «Wir wissen, dass dieses (Vatikan-)Dokument Leiden verursacht hat, sowohl für Katholiken als auch für die anderen», sagte der katholische Monsignore Aldo Giordano, Generalsekretär des Rats der Europäischen Bischofskonferenz (CCEE). Er hoffe, dass man über den Inhalt dieses Dokuments noch «vertiefter» diskutieren werde, sagte Giordano.

Die deutsche katholische Laienbewegung «Wir sind Kirche» hatte zuvor den deutschen Kardinal Walter Kasper aufgerufen, in Sibiu zur Beilegung dieser Irritationen beizutragen und «missverständliche Interpretationen» des Vatikan-Dokuments klarzustellen. Sie kritisierte zudem, dass der Vatikan den Österreich-Besuch von Papst Benedikt am kommenden Wochenende zeitlich in die Nähe der Ökumenischen Versammlung gelegt habe. So werde der Konferenz in Sibiu «wichtige Aufmerksamkeit entzogen», hieß es in einer schriftlichen Erklärung von «Wir sind Kirche», die in Sibiu nicht vertreten ist.

Der Protestant Jean-Arnold Clermont, Vorsitzender der Konferenz der Europäischen Kirchen (CEC), betonte, die Position des Vatikan sei seit langem bekannt. Ohnehin komme die Ökumene «niemals von oben, sondern von der Basis». In Sibiu gehe es darum zu «zeigen, dass die Christen auch zur europäischen Integration etwas zu sagen haben». Als eines der wichtigsten Diskussionsthemen nannte Clermond die Migration. Es sei «nicht hinnehmbar, dass Migranten als Verbrecher behandelt werden».

«Ignoranz über das Christentum ist das wichtigste Hindernis für die Ökumene», betonte Giordano. Der Anglikaner Colin Williams, Generalsekretär der CEC, sagte, er habe den Eindruck, dass die Ökumene seit der zweiten Versammlung 1997 in Graz an Frische verloren habe. Es gelte nunmehr, diese wieder zu entdecken.

Die Ökumenische Versammlung begann am Dienstagabend mit einem Festakt auf dem zentralen Marktplatz von Sibiu (Hermannstadt). Der orthodoxe Metropolit von Transsilvanien, Laurentiu, hieß die mehr als 2500 Delegierten aus 125 christlichen Kirchen willkommen. Er betonte, dass die christlichen Kirchen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 vor neuen Herausforderungen stünden. Der evangelische Landesbischof der Siebenbürger Sachsen, Christoph Klein, erklärte in seiner Ansprache, dass das multikulturelle Hermannstadt schon seit Jahrhunderten ein Ort religiöser Toleranz sei.

Das Treffen dauert bis zum 9. September. An diesem Donnerstag werden EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Rumäniens Ministerpräsident Calin Popescu Tariceanu in Sibiu erwartet.

Zuletzt geändert am 06­.09.2007