9.9.2007 - www.mittelbayerische.de
Regensburger Bischof zum Fall Riekofen:
Die Vergangenheit des Geistlichen war erst vor sechs Wochen in Riekofen bekannt geworden. Hinweise kamen aus Viechtach, dem früheren Einsatzort des Priesters. Müller versuchte Vorwürfe zu entkräften, er habe sich zu wenig um den Fall gekümmert. „Ich war seit sechs Wochen tagtäglich mit dem Fall befasst, auch als ich noch im Urlaub war.“ Bischof Müller betonte, der Priester sei mehrfach bei Gesprächen im Ordinariat gefragt worden, ob er sich etwas habe zuschulden kommen lassen. „Es gab ein zwölfmaliges Befragen, er hat immer nein gesagt.“ In diesem Zusammenhang sagte Müller: „Ich bin kein Psychiater, aber mir stellt es sich so dar, dass der Beschuldigte in zwei völlig voneinander geschiedenen Personen lebt.“
Darüber hinaus widersprach der Bischof Vorwürfen, das Ordinariat habe gegen die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema sexuellen Missbrauch verstoßen. Die Leitlinien würden die Diözesen nicht von der Verantwortung entbinden, eigene Entscheidungen zu treffen. Bei der Beurteilung von Gefährdungen werde man sich auch in Zukunft auf Gutachten verlassen müssen. Doch müsse stärker berücksichtigt werden, dass solche Sexualstraftäter möglicherweise „ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit haben“. Insofern werde man künftig vorsichtiger sein. Freilich sei absolute Sicherheit selbst dann nicht zu gewährleisten, wenn man frühere Täter z. B. in Altenheimen einsetze. „Es gibt letztlich keinen völlig kinder- und jugendfreien Raum“.
Der Bischof beklagte sich im MZ-Interview darüber, dass der Fall Riekofen aus seiner Sicht von Kritikern missbraucht werde. Müller spielte damit auf Stellungnahmen der kirchenkritischen Bewegung „Wir sind Kirche“ an. Die Angriffe gegen ihn seien Teil einer Kampagne, die bereits seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren andauere. Es sei sehr traurig, dass diese Kritiker „als Trittbrettfahrer ohne Rücksicht auf die Betroffenen“ aufträten. Sigrid Grabmeier aus dem Bundesteam der Organisation habe ihm öffentlich vorgeworfen, er würde die Wahrheit entstellen und versuche, alles zu vertuschen. „Das ist eine Ungeheuerlichkeit.“ Mit Nachdruck unterstrich Müller: „Wir lassen uns nicht verleumden und wenn das nicht aufhört, werden wir auch rechtlich dagegen vorgehen.“
Zuletzt geändert am 09.09.2007