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Veröffentlicht am 06­.01.2023

6.1.2023 - Neue Westfälische Paderborn

Klartext für Gläubige: Mitarbeiter der Wahrheit

Heute am 6. Januar wird das sogenannte „Hochfest der Erscheinung des Herrn – Epiphanias, Offenbarung der Göttlichkeit Jesu“, besser bekannt unter dem Namen „Dreikönigsfest“ gefeiert. Die Göttlichkeit von Jesus wurde übrigens erst im Konzil von Nicäa 325 als Glaubensinhalt festgelegt. Das Fest „Heilige Drei Könige“ ist Start der Sternsinger-Aktion für Kinder weltweit. Eigentlich sollte dieser Klartext im Nachgang das Thema Weihnachten aufgreifen. Dass wir aus der Menschwerdung eines zu den Menschen „heruntergekommenen“ Gottes ein romantisches Spiel mit Krippe und Stall in Konsumlaune gemacht haben. Ich wollte berichten über die in diesem Jahr anstehenden Veränderungen und Entwicklungen, wie z.B. die Bischofswahl im Erzbistum Paderborn, die Weiterführung des Synodalen Weges hin zu dringend erforderlichen Reformen in der römisch-katholischen Kirche und die Weltsynode in Rom.

Doch es kam anders. Am 31. Dezember ist der emeritierte Papst, Benedikt XVI, im Alter von 95 Jahren verstorben. Gestern hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz die Totenmesse gehalten. In den Medien wird weitestgehend positiv über die Amtszeit berichtet. Der Bischofswahlspruch von Joseph Ratzinger lautete: „Mitarbeiter der Wahrheit“. Hat er dies gerade in seinen Funktionen als Kardinal, als Präfekt der Glaubenskongregation von 1982 bis 2005 und als späterer Papst bis 2013 gelebt? Wir sind Kirche hat ihn im Nachruf als einen „widersprüchlichen Theologen, der ein schweres Erbe hinterlässt“ bezeichnet. Als junger Theologe hat er die Reformen, die das 2. Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) angestoßen hat, maßgeblich mitgeprägt. In seinen 31 Jahren im Vatikan wandelte er sich zu einem - von Misstrauen und Angst geprägt - konservativen, reform-unwilligen Glaubenswächter, Festhalter an den Traditionen der Amtskirche. Erinnert sei u.a. an die Verurteilung der sogenannten „Theologie der Befreiung“ in Südamerika, die Ausgrenzung der Frauen, die Überhöhung des Klerikalismus, der erzwungene Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung1999, die Erklärung 2001, dass alle Missbrauchsfälle unter das „päpstliche Geheimnis“ gestellt werden, seine Stellungnahmen 2022 zum 2. Münchener Missbrauchsgutachten. Insgesamt hat er dem Bischofs- und Papstamt großen Schaden zugefügt, auch wenn in Erinnerung bleiben wird, dass er als erster Papst nach Coelestin V. 1294 seinen Rücktritt erklärt hat. Als innerkirchliche Reformbewegung hat man/frau ganz andere Vorstellungen, wie der „heilige Stuhl“ und das Amt des „heiligen Vaters und Stellvertreter Gottes auf Erden“ (unglaublich !!) wahrgenommen werden sollte.  

Ein mir gut bekannter Priester empfahl für dieses Jahr als Vorsatz die Aussage des ehemaligen Bischofs von Limburg, Franz Kamphaus, den ich sehr schätze: Mache es wie Gott, werde Mensch! In diesem Sinne wünsche Ich Ihnen ein gutes, engagiertes Jahr 2023 – hoffentlich mit Waffenstillstand/Frieden in der Ukraine. Bleiben Sie gesund und Gott behütet!

Manfred Dümmer,
Sprecher der innerkirchlichen Reformbewegung „Wir sind Kirche“ im Erzbistum Paderborn

Zuletzt geändert am 06­.01.2023