13.3.2023 - KNA
Enttäuschung wie Hoffnung nach Abschluss des Synodalen Weges
Von Paula Konersmann (KNA)
Frankfurt (KNA) Nach dem Abschluss des Reformprozesses
Synodaler Weg fallen die Reaktionen gemischt aus. Am
Samstag war die letzte beschlussfassende Vollversammlung
in Frankfurt zu Ende gegangen.
Für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wurden
konkrete Reformen beschlossen. So soll Frauen und nicht geweihten
Männern künftig die Predigt in Gottesdiensten gestattet
werden. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche
Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen
und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau
sehen. Ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang
mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher
Straftaten weiter zu verschärfen. Die Synodalversammlung
sprach sich zudem dafür aus, den Papst zu bitten, den
Pichtzölibat für Priester neu zu prüfen.
Als hart erkämpften Meilenstein würdigte die Katholische
Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) den Beschluss
zur Zulassung von Frauen als Diakonin, der in Rom vorlegt
werden soll. Wir setzen uns nun konsequent ein, dass wir
nicht weitere 50 Jahre auf die erste Priesterin warten müssen.
Erleichtert zeigten sich die kfd-Synodalinnen darüber,
dass Pläne für einen veränderten Umgang mit geschlechtlicher
Vielfalt auf groÿe Zustimmung stieÿen. Dies würdigte
auch die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes,
Maria Flachsbarth. Ebenso sei eine echte Hilfe für Betroffene,
dass die Themen spiritueller Missbrauch und Missbrauch
an erwachsenen Frauen berücksichtigt wurden. Ziel bleibe,
all die klerikalen Strukturen zu ändern, die Missbrauch im
vermeintlichen Schutzraum Kirche begünstigen.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte dem Bayerischen
Rundfunk, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare
und wiederverheiratete Geschiedene hätten in seinem Erzbistum
schon zuvor stattgefunden, etwas unterhalb der erlaubten
Grenze. Er habe da aber nie eingegrien. Ich habe den
Seelsorgerinnen und Seelsorgern eigentlich immer gesagt, wir
müssen Wege gehen für die Menschen; aber jetzt können wir
es auch in einer Öentlichkeit tun und können auch deutlich
machen, dass die homosexuellen Paare, aber auch die
anderen, die wiederverheirateten Geschiedenen und viele, die
einen Segen erbitten, auch willkommen sind.
Ebenso kündigte der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann,
an, vieles möglichst schnell umsetzen oder weiter
prüfen zu wollen. Es gelte, die Texte des Synodalen Weges
mit Leben zu füllen. Zugleich sei während des Prozesses
nicht nur an Texten gearbeitet worden. Wir haben miteinander
eingeübt, was es bedeutet, synodal Kirche zu sein, so
der Bischof. Für einen entsprechenden Kulturwandel werde
er sich auch weiter einsetzen.
Dagegen erklärte der Augsburger Bischof Bertram Meier,
bei der Umsetzung der Beschlüsse werde es keine Schnellsch
üsse geben. Sie müssten sich dem internationalen Diskurs
stellen - mit der Weltkirche und mit Rom. Um in eine synodale
Kirche hineinzuwachsen, brauche es Zeit und Geduld.
Der Münsteraner Bischof Felix Genn sagte, auch künftig
sei gemeinsames Ringen um den Weg der Kirche gefordert.
Wir haben noch immer viel an Synodalität zu lernen. Es sei
richtig gewesen, sich auf den Synodalen Weg zu begeben; es
hätten sich aber auch groÿe Dierenzen gezeigt.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck betonte, bei dem Prozess
sei ein tiefer Sinn entstanden, wie wir heute Kirche
mitten in der Welt sein können. Es habe wichtige Schritte
nach vorne gegeben, sagte er dem Neuen Ruhrwort. Er
wisse aber auch, dass es noch so manche Diskussion geben
werde, weil die weltkirchlichen Gesetze noch andere sind.
Der Würzburger Bischof Franz Jung mahnte, die Diskussionskultur
müsse weiter verbessert werden. Das Ringen um
theologische Einsichten und kirchenpolitisch kluge Modikationen
sei ein groÿes synodales Lernfeld. Bisweilen kämen
dann nur kleine Schritte heraus, die man gemeinsam gehen
könne. Aber, so der Bischof, lieber kleine als keine.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend forderte
mehr Mut für Veränderungen. Der Synodale Weg hat etwas
bewegt; er ist aber in seinem Kern doch gescheitert, erklärte
der Bundesvorsitzende Gregor Podschun. Grund dafür sei
nicht nur Verzagtheit. Vielmehr würden leider diskriminierende
Strukturen gewollt aufrechterhalten. Daher müssten
auch bei der von Papst Franziskus initiierten Weltsynode junge
Menschen stärker beteiligt werden.
Die Initiative Wir sind Kirche würdigte den Synodalen Weg als weltweit beispielhaften Prozess, der weiterwirken müsse. Aus wissenschaftlicher und pastoraler Erfahrung seien dringend notwendige Reformen und Lösungswege aufgezeigt worden. Der Synodale Ausschuss könne eine Zeitenwende für eine wirklich synodale Kirche werden.
Der 74 Mitglieder zählende Synodale Ausschuss soll die
noch nicht erledigten Aufgaben des Reformprojekts fortführen
und die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten,
in dem Bischöfe und Laien ihre Gespräche fortsetzen wollen.
2026 soll eine weitere Synodalversammlung beraten, ob und
wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind.
Zuletzt geändert am 14.03.2023