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Veröffentlicht am 28­.04.2023

28.4.2023 - Neue Westfälische Paderborn

Kolumne "Auf ein Wort": Vermeldungen

Die älteren Gottesdienstbesucher werden sich erinnern: Ereignisse im Gemeindeleben wurden am Ende der Messe als „Vermeldungen“ verkündet. Im Folgenden einige Vermeldungen der letzten Wochen. Sie sind für den Zustand, den Wertekanon von Gesellschaft und Kirche sehr
aufschlussreich.

So gibt es Kritik auf breiter Front gegen das Abschalten der letzten drei Atommeiler nach 60 Jahren. Der Atommüll muss nun für eine Million Jahre sicher endgelagert werden, das heißt über 30.000 Generationen. Gas- und Strompreise verteuerten sich bis auf über 200 Prozent. Der Energieversorger RWE steigert seinen Gewinn für 2022 um 70 Prozent. Die Waffenfabrik Heckler & Koch fährt 2022 ein Rekordergebnis
ein, ebenso die Firma Porsche.

Mehr als ein Drittel der Verteuerung von Lebensmitteln geht auf die Erhöhung der Gewinnmarge der Lebensmittelkonzerne zurück. Das Vermögen der Deutschen ist auf Rekordhöhe bei fast gleichbleibender sozialer Ungleichheit. Auf der Welt gibt es ein Vermögen von 400 Billionen Dollar, die Rüstungs-/Verteidigungsausgaben betrugen 2,1 Billionen (= 21.113 Milliarden, BRD: 55,8 Milliarden), aber nur 14 Milliarden standen
zur Bekämpfung des Hungers in 2022 zur Verfügung. Oxfam prangert an, dass die sehr Reichen das Tausendfache der weltweiten Pro-Kopf-Emissionen verursachen. Die Durchschnittstemperatur in Europa ist bereits um 2,2 Grad gestiegen, das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr erreichbar.

Der sogenannte Synodale Weg, der einen Reform-„Wums“ in Deutschland auslösen sollte, endete sehr ernüchternd. Rom hat sich immer
gegen den Synodalen Weg ausgesprochen, auch gegen die Fortsetzung als sogenannten „Synodalen Rat“. Selbst einen so minimalen Schritt wie die Laienpredigt lehnt der „heilige (?) Stuhl“ ab. Unverständlich ist, dass Rom das Rücktrittsgesuch als Übernahme von Verantwortung für Fehler bei der Aufarbeitung von Fällen des sexuellen Missbrauchs beim liberalen, reform-orientierten Bischof von Osnabrück, Dr. Bode, schnell annahm, die Entscheidung hinsichtlich Kardinal Woelki aber schon lange aussteht. Wahrscheinlich müssten alle deutschen Bischöfe zurücktreten.

Der Vatikan lässt die Einbindung von Laien in die Wahl eines neuen Erzbischofs in Paderborn nicht zu. Als „Alibi“ dient das sogenannte Preußenkonkordat von 1929. Es gehört schnellstmöglich abgeschafft. Ob der Privatsekretär des verstorbenen Papstes, Georg Gänswein, auch auf der Liste für Paderborn steht?

Zum Abschluss etwas Erfreuliches: Die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer in NRW haben sich „angesichts der Fortschritte
in der Ökumene und sinkender Mitgliederzahlen“ für mehr Zusammenarbeit in der Praxis bei der Nutzung von Immobilien mit einem Leitfaden
„Und wenn wir alle zusammenziehen?“ ausgesprochen.

Eigentlich traurig, dass es dazu erst dieses Druckes bedarf. Also: Ökumene einfach machen, und nicht bei den Immobilien stehen bleiben! Ich wünsche Ihnen eine gute nach-österliche Zeit. Bleiben Sie gesund und Gott behütet!

Manfred Dümmer
Sprecher der innerkirchlichen Reformbewegung „Wir sind Kirche“ im Erzbistum Paderborn

Zuletzt geändert am 28­.04.2023