26. Oktober 2008 - Christ in der Gegenwart
Höchste Dramatik: Der Glaubensschwund
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in der Bundesrepublik 25,46 Millionen Katholiken gezählt, rund 224000 weniger als 2006. Damit gehören noch 31 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an. Das deutliche Minus hängt auch mit der geringeren Geburtenfreudigkeit und einem schwächeren Taufinteresse zusammen, außerdem damit, dass im katholischen Bevölkerungsteil die Eheschließungen stetig abnehmen. Selbst kirchliche Beerdigungen waren weniger gefragt.
Die Zahl der Priester sank im gleichen Zeitraum von 15935 auf 15759. In den Klöstern und Ge-meinden wirkten 4806 Ordensmänner und 23 183 Ordensfrauen.
Die ganze Dramatik der Abwärtsentwicklung wird erst im Vergleich mit dem Nachwende-Jahr 1990 deutlich. Gegenüber damals - also in nicht einmal zwei Jahrzehnten - ist die Zahl der Katholiken um fast zehn Prozent gesunken. Das Erzbistum Köln verlor überdurchschnittlich viel: mehr als 12 Prozent der Mitglieder, München-Freising sogar fast 14 Prozent. Der Gottesdienstbesuch brach in diesem Zeitraum von etwa 22 Prozent auf unter 14 Prozent ein, halbierte sich also schon fast. Die massivsten Einbrüche gab es gegenüber 1990 bei den kirchlichen Trauungen: ein Minus von fast sechzig Prozent! Bei den Taufen nahezu vierzig Prozent weniger! Solche Wucht der Zahlen müsste eigentlich erst recht heftigste Beunruhigung über den anhaltenden Reformstau in substanziellen Lebens- und Glaubensfragen wie bei gravierenden Strukturproblemen der katholischen Kirche aus-lösen. Und wiederum ist gegen alle Beschwichtigungsversuche festzustellen: Dabei handelt es sich nicht um binnendeutsche Sonderprobleme. Hier werden die Statistiken nur genauer geführt als anderswo, und dadurch treten auch die Abbrüche genauer und ehrlicher hervor als etwa in der Dritten Welt, wo vieles noch durch das hohe natürliche Bevölkerungswachstum kaschiert wird.
Zuletzt geändert am 23.10.2008