28.1.2010 - kath.web
P. von Gemmingen erneuert Kritik an vatikanischer Medienarbeit
Freiburg, 28.01.2010 (KAP) Der langjährige Vatikan-Journalist P. Eberhard von Gemmingen SJ hat seine Kritik an der Medienarbeit des Vatikans bekräftigt: Die päpstliche Öffentlichkeitsarbeit sei überfordert, es fehle an Professionalität und Effizienz, schreibt der ehemalige Redaktionsleiter der deutschsprachigen Abteilung von "Radio Vatikan" in einem Gastbeitrag für die Februar-Ausgabe der "Herder Korrespondenz". Notwendig sei der Aufbau einer vatikanischen Zentrale, die die Gesamtverantwortung für Organisation und Kommunikation trage: "Der Vatikan sollte beginnen, eine eigentliche Medienpolitik zu machen, die es meiner Ansicht nach bisher nicht wirklich gibt."
Der in München lebende Jesuit kritisierte, dass viel zu oft die Berichterstattung über "Nebenkriegsschauplätze" das öffentliche Bild der Kirche bestimme. Die wirklich zentralen Anliegen des Papstes lägen aber nicht bei den Piusbrüdern, der lateinischen Messe oder bei AIDS und Kondomen. Vielmehr gehe es um die Frage nach Gott in der Gegenwart, um das Verhältnis von Religion und Staat, um den Dialog der Religionen sowie um Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Der Vatikan verstehe es nicht, solche Themen "in der Berichterstattung nach vorne zu bringen".
Zugleich warf Gemmingen den Medien wachsende Oberflächlichkeit und Voreingenommenheit vor. Viele Journalisten seien von der "Lust an oberflächlicher Unterhaltung und vom Blick auf das dabei verdiente Geld" geleitet. Notwendig sei aber, dass überzeugte Katholiken und katholische Journalisten den "eigenen Kirchenapparat liebevoll kritisch begleiten und so verbessern".
P. von Gemmingen hatte im November nach 27 Jahren die Leitung der deutschsprachigen Abteilung des Senders abgegeben. Er arbeitet nun als Fundraiser für den Jesuitenorden in München.
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Zuletzt geändert am 29.01.2010