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Veröffentlicht am 27­.02.2010

27.2.2010 - Kölner Stadtanzeiger

Umfrage: Umfrage Katholische Kirche findet keine Gnade

Von Tobias Peter

Vertrauenskrise: Die Deutschen halten die katholische Kirche mehrheitlich für unehrlich und lebensfern. Das hat „Omniquest“ in einer Studie für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ herausgefunden. Kirche

KÖLN - Nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch befindet sich die katholische Kirche in Deutschland in einer Vertrauenskrise. Nicht einmal ein Drittel der Deutschen (30,3 Prozent) halten die katholische Kirche für ehrlich, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Omniquest“ unter 1000 Personen für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergab. Ähnlich geringes Zutrauen in die Kirche haben die Bürger in Sachen Lebensnähe (29,9 Prozent) und Glaubwürdigkeit (32,8 Prozent).

Eine große Mehrheit der Befragten (68,1 Prozent) meint, dass die Kirche nicht konstruktiv zur Aufklärung der Missbrauchsfälle beiträgt. Christian Weisner, Mitinitiator der Bewegung „Wir sind Kirche“, hält das Problem jedoch für tiefer gehend. „Die katastrophalen Ergebnisse sind nicht nur der aktuellen Situation zuzuschreiben, sondern Ausdruck eines langfristigen und schlimmen Vertrauensverlustes“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Evangelische Kirche erzielte bessere Werte

Die evangelische Kirche erzielt in der Umfrage durchgehend bessere Werte. Auffällig ist, dass selbst unter den befragten Katholiken weniger als die Hälfte ihre eigene Kirche für ehrlich und lebensnah halten - auch wenn diese Teilergebnisse wegen der geringeren Stichprobengröße nicht repräsentativ sind. „Die katholische Kirche ignoriert die Erfahrungen der Menschen in ihrem alltäglichen Leben. Gebetet wird für Familien, aber nicht für Alleinerziehende und Singles“, so Weisner. An Glaubwürdigkeit fehle es auch, weil die Kirche hartnäckig am Zölibat festhalte - „obwohl jeder weiß, dass viele Priester Beziehungen haben“.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat im Abschlussbericht ihrer Frühjahrsversammlung selbst eine „Vertrauens- und Ansehensschwäche“ festgestellt. Ein Sprecher der Bischofskonferenz lehnte es gestern jedoch ab, die Umfrageergebnisse zu kommentieren.

Zuletzt geändert am 01­.03.2010