| |
Veröffentlicht am 11­.05.2010

11.5.2010 - Kölner Stadt-Anzeiger

Erzbistum Köln: Empörung in St. Aposteln

Von Matthias Pesch

Das Erzbistum versetzt den Pfarrvikar von St. Aposteln, Christoph Biskupek, nach Erkrath-Hochdahl. Die Kölner Gemeinde ist aus mehreren Gründen empört über die Entscheidung - und wirft der Bistumsleitung „Wortbruch“ vor.

Köln - Empörung, Enttäuschung, Fassungslosigkeit. Diese Begriffe fallen, wenn Gemeindemitglieder von St. Aposteln die Stimmung in ihrer Pfarrei beschreiben. In einer Versammlung des „Arbeitskreises Gemeindeaufbau“ haben zwei Vertreter des Erzbistums die Pfarrei informiert, dass Pfarrvikar Christoph Biskupek - voraussichtlich im Herbst - in die Gemeinde St. Franziskus von Assisi in Erkrath-Hochdahl versetzt wird. „Er wird dort mit seinen Leitungsfähigkeiten und seiner Gabe, unterschiedliche Gruppen in einer Gemeinde zu integrieren, gebraucht“, begründete Bistums-Sprecherin Patricia Jungnickel auf Anfrage die Versetzung des beliebten Seelsorgers. Biskupek ist derzeit auf Pilgerfahrt nach Trier unterwegs und war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die Gemeinde in Köln ist aus mehreren Gründen empört über die Entscheidung der Bistumsleitung. Zum Jahresbeginn ist St. Aposteln mit vier anderen Innenstadt-Gemeinden zu einer Großpfarrei fusioniert. In den Fusionsverhandlungen habe das Bistum zugesichert, dass „die personelle Situation unverändert“ bleibe, sagt Julia Ronge, die für St. Aposteln im gemeinsamen Pfarrgemeinderat sitzt. Nur vier Monate später sei diese Zusage Makulatur, von „Wortbruch“ ist in der Gemeinde die Rede. „Dadurch schwindet die Glaubwürdigkeit der Kirche enorm“, sagt Ronge.

Hinzu komme, dass nach den Aussagen des Bistums in St. Aposteln kein Pfarrvikar, sondern ein Subsidiar, eine Art „Hilfspfarrer“, die Nachfolge Biskupeks antreten soll. Die Pfarrei sorgt sich, dass dadurch das vielfältige Gemeindeleben Schaden nimmt, an „Strahlkraft“ verliert. Biskupek hat in seinen 13 Jahren als Pfarrer nicht nur der Kirchenmusik eine herausragende Bedeutung verschafft. Er hat die „Sonntagsmusik“ und den „Even-Song“ eingeführt, der Kunst in der Kirche Raum gegeben, die Essensausgabe ins Leben gerufen, sich stark in der Ökumene engagiert - „und für ein gutes Miteinander in der Gemeinde gesorgt“, wie immer wieder betont wird. „Wir hätten ihn mit seinen hervorragenden Fähigkeiten gerne behalten“, sagt auch Klaus-Peter Vo sen von St. Maria in der Kupfergasse, Leitender Pfarrer der Großgemeinde. Er habe in Gesprächen mit dem Bistum versucht, Biskupek zu halten.

Das Bistum könne verstehen, dass die Gemeinde „nicht ganz glücklich“ mit dieser Entscheidung sei, so Jungnickel. Den Vorwurf des „Wortbruchs“ weist sie allerdings zurück: Im Zuge der Fusionsverhandlungen sei eine „strukturelle Kontinuität“ in der Gemeinde zugesagt worden, keine personelle. Die Spekulation in der Gemeinde, Biskupek werde „strafversetzt“, sei völlig abwegig. Pfarrgemeinderats-Mitglied Ronge bestätigt, dass diese Vermutung im Raum stehe. „Und den Vertreter des Erzbistums ist es bei der Versammlung nicht gelungen, diesen Verdacht auszuräumen.“

In der Gemeinde St. Franziskus wollte man sich am Dienstag nicht zu dem Vorgang äußern. Am heutigen Mittwoch, hieß es, werde der Kirchenvorstand die Gemeinde über die Hintergründe dieser Entwicklung informieren.

Zuletzt geändert am 10­.06.2010