13.8.2010 - FAZ.net
Schwund bei den Katholiken
Von Daniel Deckers
Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf hohem Niveau abermals gestiegen. Nach den Eckdaten des kirchlichen Lebens, die von der Deutschen Bischofskonferenz im Jahresrhythmus zusammengetragen werden, traten im Jahr 2009 annähernd 123.700 Personen aus. Im Jahr davor war die Zahl der Austritte sprunghaft von weniger als 94.000 (2007) auf 121 000 gestiegen.
Insgesamt sank die Zahl der Katholiken in den 27 Bistümern zum ersten Mal seit Beginn der Statistik im Jahr 1960 unter die Marke von 25 Millionen. Dies entspricht einem Anteil an der Wohnbevölkerung in Deutschland von 30,5 Prozent. Die evangelische Kirche in Deutschland verzeichnete im Jahr 2009 bei gleichfalls sinkender Tendenz noch 24,5 Millionen Mitglieder. Insgesamt gehören mittlerweile deutlich weniger als zwei Drittel der in Deutschland lebenden Bevölkerung einer der beiden Volkskirchen an.
Weniger Taufen, weniger Trauungen, weniger Gottesdienstbesuche
Bedingt vor allem durch die stetig sinkenden Geburtenraten ist die Zahl der getauften Kinder so niedrig wie noch nie seit dem Beginn der Aufzeichnungen. So wurden 2009 noch annähernd 180.000 Kinder katholisch getauft - im Jahr 1990 waren es noch fast 300 000. Damals stand der Zahl der Taufen auch noch eine annähernd gleichgroße Zahl von Bestattungen gegenüber.
Mittlerweile ist der Sterbeüberschuss unübersehbar: Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Bestattungen mit mehr als 255.000 um 75.000 höher als die Zahl der Taufen. Eintritte und Wiederaufnahmen in die Kirche konnten die Kirchenaustritte und den Sterbeüberschuss bei weitem nicht ausgleichen. Vielmehr gingen im vergangenen Jahr sowohl die Eintritte wie die Neuaufnahmen gegenüber dem Jahr 2008 um jeweils etwa zehn Prozent auf 4009 beziehungsweise 8650 zurück.
Auf historisch niedrigem Niveau verharrte im vergangenen Jahr die Zahl der kirchlichen Trauungen. Sie betrug annähernd 49.000. 1990 hatten sich noch annähernd 120.000 Paare kirchlich trauen lassen. Im stetigen Sinken begriffen ist in Deutschland die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher.
Im vergangenen Jahr besuchten an den beiden „Zählsonntagen“ - es handelt sich stets um den zweiten Sonntag der Fastenzeit und den zweiten Sonntag im November - gemittelt 3,25 Millionen Kirchgänger einen Vorabend- oder Sonntagsgottesdienst. Das entspricht einem Anteil an den nominellen Katholiken von dreizehn Prozent. 1990 hatten sonntags noch etwa 22 Prozent der Katholiken einen Gottesdienst besucht.
Zuletzt geändert am 13.08.2010