Veröffentlicht am 01.11.2010
1.11.2010 - salzburg-orf.at
Zulehner: "Zölibat bringt Modernitätsverweigerer"
Junge Priester viel konservativer als ältere
Drei Viertel der jüngeren Priester bis 39 sehen sich als weltabgewandt und als Gegner der kulturellen Moderne. Das ist für den Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner das alarmierende Ergebnis einer neuen Studie.
Die Studie wurde 2009 erstellt und trägt den Titel "Wie geht's Herr Pfarrer"? Bei der Präsentation des Buches in Salzburg warnte Zulehner vor der Gefahr, dass die katholische Kirche zur ultrakonservativen Sekte werden könnte.
Unter den Pfarrern sei es heute so, dass die Jungen vom Denken her oft alt seien. Und ältere Pfarrer würden durch junges Denken auffallen. Der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner warnt vor dieser Entwicklung, weil in Zukunft der Kirche dadurch einiges drohe könnte:
"Ich habe den Eindruck, dass an dieser Entwicklung der Filter der ehelosen Lebensform beteiligt ist. Dieser bringt uns im Grunde genommen Modernitätsverweigerer herein in die Kirche. Deshalb muss man schon fragen, wäre es nicht besser, Verheiratete und Frauen zu weihen? Wenn man Leute mit normalen Zivilberufen auch zu Priestern weihen würde, dann hätten wir die Hoffnung, dass wir nicht zur Sekte werden."
Reformen von Johannes XXIII. abgewürgt?
Zulehner führt die aktuellen Statistiken vor, dass im Klerus mit zunehmendem Alter die Weltoffenheit, Reformfreude und Aufgeschlossenheit für die Mitmenschen nicht ab- sondern stark zunehmen. Vor gut 40 Jahren hat die katholische Kirche nach dem Konzil und ihren reformfreudigen Papst Johannes XXIII. bewusst mit ihrer antimodernistischen Tradition gebrochen.
"Wellness-Spiritualität erzeugt Sekten"
Das Ringen um Modernität gehe aber weiter, sagt Zulehner: "Die Kirche des Konzils wollte zur Welt kommen. Und nun tut sie sich schwer in der Welt und will offenbar wieder in den Mutterschoß zurück. Kirche außerhalb der Welt von heute ist eine Sekte. Das ist theologisch vollkommen klar. Wir sind auf einem spirituellen Trip, den ich sehr schätze. Aber wenn er weltlos wird der Trip, wenn das nur Wellness-Spiritualität ist ohne Weltoffenheit, Diakonie und Politik, dann entfernen wir uns mit dieser Spiritualität vom Evangelium." Dann sei die Kirche keine Kirche mehr sondern eine Sekte, so Zulehner.
Ältere Pfarrer zweifeln an Kirchenlinie
Als hoch motiviert, aber auch als tief besorgt über die Krise ihres Amtes beschreibt Paul Michael Zulehner die meisten Pfarrer. Die Hälfte gibt sogar an, in wesentlichen Fragen anderer Meinung als die Kirchenleitung zu sein.
http://salzburg.orf.at/stories/479063/
Drei Viertel der jüngeren Priester bis 39 sehen sich als weltabgewandt und als Gegner der kulturellen Moderne. Das ist für den Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner das alarmierende Ergebnis einer neuen Studie.
Die Studie wurde 2009 erstellt und trägt den Titel "Wie geht's Herr Pfarrer"? Bei der Präsentation des Buches in Salzburg warnte Zulehner vor der Gefahr, dass die katholische Kirche zur ultrakonservativen Sekte werden könnte.
Unter den Pfarrern sei es heute so, dass die Jungen vom Denken her oft alt seien. Und ältere Pfarrer würden durch junges Denken auffallen. Der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner warnt vor dieser Entwicklung, weil in Zukunft der Kirche dadurch einiges drohe könnte:
"Ich habe den Eindruck, dass an dieser Entwicklung der Filter der ehelosen Lebensform beteiligt ist. Dieser bringt uns im Grunde genommen Modernitätsverweigerer herein in die Kirche. Deshalb muss man schon fragen, wäre es nicht besser, Verheiratete und Frauen zu weihen? Wenn man Leute mit normalen Zivilberufen auch zu Priestern weihen würde, dann hätten wir die Hoffnung, dass wir nicht zur Sekte werden."
Reformen von Johannes XXIII. abgewürgt?
Zulehner führt die aktuellen Statistiken vor, dass im Klerus mit zunehmendem Alter die Weltoffenheit, Reformfreude und Aufgeschlossenheit für die Mitmenschen nicht ab- sondern stark zunehmen. Vor gut 40 Jahren hat die katholische Kirche nach dem Konzil und ihren reformfreudigen Papst Johannes XXIII. bewusst mit ihrer antimodernistischen Tradition gebrochen.
"Wellness-Spiritualität erzeugt Sekten"
Das Ringen um Modernität gehe aber weiter, sagt Zulehner: "Die Kirche des Konzils wollte zur Welt kommen. Und nun tut sie sich schwer in der Welt und will offenbar wieder in den Mutterschoß zurück. Kirche außerhalb der Welt von heute ist eine Sekte. Das ist theologisch vollkommen klar. Wir sind auf einem spirituellen Trip, den ich sehr schätze. Aber wenn er weltlos wird der Trip, wenn das nur Wellness-Spiritualität ist ohne Weltoffenheit, Diakonie und Politik, dann entfernen wir uns mit dieser Spiritualität vom Evangelium." Dann sei die Kirche keine Kirche mehr sondern eine Sekte, so Zulehner.
Ältere Pfarrer zweifeln an Kirchenlinie
Als hoch motiviert, aber auch als tief besorgt über die Krise ihres Amtes beschreibt Paul Michael Zulehner die meisten Pfarrer. Die Hälfte gibt sogar an, in wesentlichen Fragen anderer Meinung als die Kirchenleitung zu sein.
http://salzburg.orf.at/stories/479063/
Zuletzt geändert am 29.11.2010
