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Veröffentlicht am 11­.01.2011

11.01.2011 - Focus

Österreich – So viele Kirchenaustritte wie nie

Im vergangenen Jahr hat die katholische Kirche in Österreich so viele Kirchenaustritte zu verzeichnen gehabt wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945. 87.000 Katholiken verließen 2010 die Kirche in Österreich, 64 Prozent mehr als im Vorjahr. Kardinal Christoph Schönborn sprach von einem Zusammenhang mit der Enthüllung der Missbrauchsskandale.

Die katholische Kirche in Österreich hat im vergangenen Jahr eine Rekordzahl von Mitgliederaustritten verzeichnet. Wie die österreichische Bischofskonferenz am Dienstag mitteilte, verließen im vergangenen Jahr 87.000 Katholiken die Kirche – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 64 Prozent. Somit hätten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 noch nie so viele Menschen der Kirche den Rücken gekehrt wie heute.

2009 hatten noch 53.000 Katholiken die Streichung ihrer Namen aus dem Kirchregister beantragt.

Den größten Exodus habe man nach Bekanntwerden der jüngsten Missbrauchsfälle durch Geistliche in Österreich hinnehmen müssen, hieß es aus der Bischofskonferenz. „Ohne jeden Zweifel hat die Zahl der Austritte im Jahr 2010 mit den Enthüllungen der Missbrauchsskandale zu tun,“ räumte Kardinal Christoph Schönborn ein.

Der Erzbischof von Wien führte die Entwicklung jedoch auch auf die allgemein nachlassende Verbundenheit mit der Kirche zurück. Es werde immer offenkundiger, dass Kirchenzugehörigkeit zunehmend als eine Frage der persönlichen Wahl und nicht als Frage der Tradition verstanden werde. „Die Zeiten, als Kirche, Staat und Gesellschaft eine Einheit bildeten, sind vorbei,“ fügte er hinzu.

Um dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken, hatte Schönborn öffentlich das Versagen der Kirche eingeräumt, die jahrelang den Mantel des Schweigens über die Vorfälle gebreitet hatte. So feierte er in der Wiener St. Stephan Kathedrale eine besondere Messe, in der er sich mit den Opfern solidarisierte.

Kritiker haben jedoch wiederholt darauf hingewiesen, dass noch viel zu tun sei. Der Wiener Ableger der Organisation „Wir sind Kirche“ erklärte, die Kirchenoberen würden sich Reformen nach wie vor verweigern und einem Dialog über in der Kirche umstrittene Themen aus dem Weg gehen.

http://www.focus.de/panorama/vermischtes/katholische-kirche-oesterreich-so-viele-kirchenaustritte-wie-nie_aid_589340.html

Zuletzt geändert am 13­.01.2011