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Veröffentlicht am 11­.06.2011

11.6.2011 - Frankfurter Neue Presse

Pfarrer erteilt Hausverbot

Meuth verprellt „Wir sind Kirche“ – Eschhofener Pfarrgemeinderat berät am Dienstag

Im April musste die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" für ihr Frühlingstreffen Asyl suchen. Das katholische Pfarrheim in Eschhofen stand trotz vorheriger Zusage nicht zur Verfügung. Wenn es nach Pfarrer Friedhelm Meudt geht, wird die Gruppe nicht mehr in das Domizil von "St. Antonius" zurückkehren.

Von Johannes Laubach

Limburg-Eschhofen. . "Das geht so nicht", sagt Edmund Muth, Mitglied des Pfarrgemeinderats, über den Stil des neuen Pfarrers. 15 Jahre hat die Kirchenvolksbewegung das Pfarrheim genutzt. Nun wird alles anders. "Da viele Positionen der Initiative nicht mit dem übereinstimmen, was Inhalt und Lehre der katholischen Kirche ist, bin ich dieser Gruppierung gegenüber sehr skeptisch", begründet Meudtseine Entscheidung.

Das Recht auf eigene Meinung gesteht der Pfarrer der Organisation zu, aber er müsse sie ja nicht unterstützen – was durch die Überlassung des Pfarrzentrums geschehe. Gegenüber der NNP bezieht sich Meudt auf das jüngste Treffen der Gruppe, die in eine Gaststätte ausgewichen war. Dabei ging es unter anderem darum, wie Gemeinde auch ohne geweihte Priester Messe oder Eucharistie feiern kann. Ein an der Basis und in den Gemeinden hochaktuelles Thema – auf das die Amtskirche im Bistum Limburg eine klare Antwort hat: "Da ist nun endgültig der Boden des Katholischen verlassen", macht Meudt deutlich. Diese Forderungen verstießen gegen die theologische Grundverfassung der katholischen Kirche – und für eine Gruppe, die solche Forderungen stelle, könne die Kirche keine Räume zur Verfügung stellen.

Unterschiedliche Positionen

Henny Toepfer, Sprecherin von "Wir sind Kirche" im Bistum Limburg, hat dafür kein Verständnis. In einem Gespräch, das zwischen Meudt und Vertreterinnen von "Wir sind Kirche" Mitte April stattgefunden hat, habe der neue Pfarrer von Eschhofen keine Argumente für einen Rauswurf genannt. Er habe lediglich darauf verwiesen, dass das Bild von Kirche der Reformbewegung und sein eigenes Bild von Kirche nicht übereinstimmten.

In dem Gespräch gab es noch keine Entscheidung von Meudt – die kam Wochen später. Dazwischen hat Meudt, so schreibt er in seiner Absage an Henny Toepfer, sehr viele Gespräche geführt. "Das Ergebnis ist eindeutig", heißt es weiter. "Wir sind Kirche" bleibt draußen.

Am Dienstag, Am Dienstag wird sich der Pfarrgemeinderat von "St. Antonius" mit dem Thema beschäftigen. Neben Edmund Muth hat auch Uta Dornoff-Thomas schon erklärt, dass sie "Wir sind Kirche" unterstützen wollen.

Der Konflikt hat allerdings noch eine andere Dimension. Hat der Pfarrer das Recht, alleine zu bestimmen, ob die Gruppe das Pfarrzentrum nutzen darf? "Die Entscheidung über die Nutzung der kirchlichen Räume liegt in der Kompetenz des Pfarrers", macht Meudt gegenüber der NNP deutlich. Es gebe keine Nutzungsverträge, die mit der Kirchengemeinde abgeschlossen seien. Und daher sei der Verwaltungsrat nicht zuständig; der Pfarrgemeinderat könne den Pfarrer in dieser Frage lediglich beraten.

Dass die Angelegenheit ein Thema des Verwaltungsrates ist, daran lässt Karl-Heinz Raab, stellvertretender Vorsitzender des Gremiums, keinen Zweifel. Zunächst stehe es nun auf der Agenda des Pfarrgemeinderates – und anschließend sicher auch im Verwaltungsrat. Das Vorgehen des Pfarrers, die Gremien der Gemeinde bei seiner Entscheidung komplett zu ignorieren, lasse sich "nicht einfach wegwischen".

Wer hat das Sagen?

Viele Mitglieder berufen sich nach NNP-Informationen auf das Kirchenvermögensverwaltungsgesetz. Danach wäre der Verwaltungsrat der Hausherr und hätte bei Vermietungen das Sagen. Da es sich in dem strittigen Fall jedoch um keine Vermietung handelt, sondern um eine Nutzung als Tagungsraum, wäre der Pfarrgemeinderat zu fragen. Dieser Empfehlung, die für den Verwaltungsrat nicht bindend sei, könne der Pfarrer widersprechen. Komme keine Einigung zustande, müsse das Thema in Anwesenheit des Bezirksdekans beraten und in letzter Instanz vom Bischöflichen Ordinariat entschieden werden. (jl)

http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/limburg-lahn/pfarrer-erteilt-hausverbot_rmn01.c.8978659.de.html

Zuletzt geändert am 14­.06.2011