1. Oktober 2011
25 Jahre Ausgrenzung Homosexueller in der römisch- katholischen Kirche
Vor 25 Jahren, am 1. Oktober 1986, veröffentlichte der heutige Papst Benedikt XVI., damals Kardinal Ratzinger und Präfekt der Glaubenskongregation in Rom, ein Dokument über die Seelsorge für homosexuelle Personen. Darin verurteilt er kategorisch die homosexuelle Lebensweise an sich als auch das Bemühen, Lesben und Schwulen eine Heimat in der katholischen Kirche zu geben.
Zu diesem traurigen Jahrestag erklärt Markus Gutfleisch vom Vorstand der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK): „Das Vatikan-Papier hat dort, wo es beachtet wurde, Schlimmes angerichtet: Lesben und Schwulen wurde erklärt, dass sie ihre Sexualität auf keinen Fall leben dürften. Die Kirche insgesamt wurde darauf hingewiesen, dass schon die homosexuelle Veranlagung ‚objektiv ungeordnet‘ sei und somit in der katholischen Kirche kein Platz für diese Menschen sei. Lediglich im Beichtstuhl sei Platz für Homosexuelle, sie sollten häufig das Bußsakrament empfangen und ansonsten ein keusches Leben führen“.
Die Erfahrung von katholischen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*Menschen ist eine völlig andere. Für sie ist es unverständlich, dass Ratzinger, der heutige Papst Benedikt, Homosexuelle, die zur katholischen Kirche gehören möchten, so heftig bekämpft. Viele katholische Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Personen sind dem christlichen Glauben sehr verbunden. Sie haben sich weltweit in Gruppen zusammengeschlossen, feiern Gottesdienste und bringen ihre christliche Lebensweise in andere Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Trans*Gruppen ein. Der Versuch des Vatikans, „brave“ Homosexuelle und „böse“ Homosexuelle gegeneinander auszuspielen, ist gescheitert.
Katholikinnen und Katholiken in der Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche treten kraftvoll in ihrer Kirche auf. Unterstützt werden sie von der kirchlichen Basis, von Frauen und Männern jeder Altersgruppe, auch von Seelsorgern und Seelsorgerinnen. Der Vorstand der Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche betont: „Die Menschen an der Basis wünschen eine offene und lebendige Kirche, in der Menschen mit verschiedenen Lebenserfahrungen eine Heimat haben. Seit mindestens 25 Jahren wird dort praktiziert, was Rom ausdrücklich verboten hat. Wir fordern Gemeinden, kirchliche Mitarbeiter und die verantwortlichen Bischöfe auf, sich klar zu Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*Menschen in der katholischen Kirche zu bekennen und für ihre Rechte einzutreten“.
Kontakt:
Markus Gutfleisch (Vorstand)
0157 77 60 39 21
presse@huk.org
Zuletzt geändert am 28.09.2011