21.10.2011 - Domradio
Evangelischer Bischof kritisiert das Ökumene-Konzept des Papstes
Nach dem Spitzentreffen der Kirchen beim Deutschlandbesuchs des Papstes sagte der EKD-Ratsvorsitzende Präses Nikolaus Schneider noch im domradio.de-Interview: „Ich bin nicht enttäuscht.“ Ganz anders dagegen äußert sich nun sein Berliner Amtskollege.
Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge kritisiert die Haltung des Papstes zur Ökumene in eindeutigen Worten. Benedikt XVI. habe „weder ein Konzept für die Ökumene mit den reformatorischen Kirchen noch eine Idee für die theologische Weiterarbeit, wie sein Vorgänger“.
In einem Beitrag für die „Evangelische Zeitung“ schreibt er weiter, bei seinem Treffen mit Spitzenvertretern des Protestantismus im Erfurter Augustinerkloster sei Benedikt XVI. weder auf die Vorarbeit zum Amtsverständnis eingegangen, „noch hat er den Faden der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre aufgenommen oder die Chance ergriffen, die im gemeinsamen Taufverständnis verborgen liegt“.
Dröge betonte, die Haltung des Papstes berühre nicht das evangelische Selbstverständnis. „Wir warten nicht auf ökumenische Geschenke - das war das päpstliche Missverständnis in Erfurt.“ Die Protestanten erwarteten „vielmehr eine ernste Auseinandersetzung, welches Kirchenverständnis dem Evangelium Jesu Christi am besten entspricht“.
„Missverständnis des Glaubens und der Ökumene“ Der Bischof bezog sich damit auf die Aussage von Benedikt XVI. in der Erfurter Augustinerkirche, Erwartungen an ein „ökumenisches Gastgeschenk“ im Rahmen seines Besuchs seien „ein politisches Missverständnis des Glaubens und der Ökumene“. Der ökumenische Streit müsse „nicht um des evangelischen Selbstverständnisses willen geführt werden, sondern um die rechte Auslegung des Evangeliums“, erklärte Dröge.
Streit sei nötig für die Frauenordination, für die Rechte der gleichgeschlechtlich Liebenden und für die synodale Gestalt der Kirche und für die evangelische Form der Einladung zum Abendmahl. Dröge bewertete den Papstbesuch zugleich als „enttäuschend“ für die Katholiken. „Kein Wort zur Reformbedürftigkeit ihrer Kirche oder zur Gewissensentscheidung derer, die mit ihrem evangelischen Partner dem Ruf Jesu zum gemeinsamen Abendmahl folgen wollen. Keine empathische Reaktion auf die Bitte des Bundespräsidenten, barmherzig mit gebrochenen Biografien umzugehen. Nichts Versöhnliches zu den Streitthemen und den Flügelkämpfen innerhalb der katholischen Kirche“, begründete er seine Einschätzung. Dröge ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
(kna,dr)
http://www.domradio.de/aktuell/77289/wir-warten-nicht-auf-geschenke.html
Zuletzt geändert am 25.10.2011