17.12.2011 - http://www.16vor.de
Bischof Ackermann unter Druck
Hintergrund der harschen Kritik an Ackermann, der auch Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist, ist der erst vor wenigen Wochen öffentlich bekannt gewordene Fall eines katholischen Geistlichen aus dem Bistum, der sich über Jahre an einer Ministrantin vergangen hat. Die Pressestelle des Bistums informierte am 1. Dezember über die Vorwürfe gegen den Pfarrer aus Saarbrücken, der die Vorwürfe eingeräumt hat.
Was die Kirche am 1. Dezember nicht öffentlich machte: Bereits etliche Monate zuvor, und zwar im Januar, war das Bistum umfassend über die Vorwürfe gegen den Priester informiert worden. Gegenüber dem Trierischen Volksfreund räumte ein Sprecher des Bischofs ein, dass die verspätete Information ein Fehler gewesen sei: “Wir hätten früher reagieren müssen”, zitiert das Blatt den Sprecher. Tatsächlich durfte der Pfarrer weiter arbeiten, bis er im September feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde. Wie der TV berichtet, dauerte es dann noch einmal Wochen, bis der Generalvikar dem Geistlichen untersagte, Gottesdienste zu feiern und Sakramente zu spenden. Vergangene Woche berichtete die Frankfurter Rundschau ausführlich über den Fall. Demnach wandte sich eines der beiden Opfer bereits an Ackermanns Vor-Vorgänger Hermann-Josef Spital, fand aber keinerlei Unterstützung bei dem Kirchenmann.
Pastoralreferent Buchen: “Weiter wird verharmlost, verschwiegen…”
Nun steht Ackermann in der Kritik: In einem Rundschreiben, das 16vor vorliegt, spricht der Saarbrücker Pastoralreferent Heiner Buchen von einem “skandalösen Umgang der Trierer Kirche mit Tätern und Opfern – und das offensichtlich bis in diese Tage”. Buchen weiter: “Ich habe den Eindruck, dass die Kirche, trotz der Aufdeckungen von sexueller Gewalt in kirchlichen Einrichtungen vor fast 2 Jahren, nicht wirklich erschüttert ist. (…) Weiter wird verharmlost, verschwiegen, auf die lange Bank geschoben (…). Mit großem Eifer jedoch wird die Heilig-Rock-Wallfahrt vorbereitet, bei der das Bistum, vielleicht auf hohem Niveau, in einem euphorischen Rausch religiöser Gefühle, sich weiter unempfindlich macht, gegenüber all den Baustellen innerhalb der Kirche”.
Deutliche Worte findet auch die Katholische Studierende Jugend in der Diözese Trier (KSJ): “Als Verantwortliche in der kirchlichen Jugendarbeit sind wir empört darüber, wie im Bistum Trier mit erneut auftretenden Fällen von sexuellem Missbrauch umgegangen wurde”. In einer Stellungnahme heißt es weiter: “Es rächt sich, dass die vielfach vorgetragene Forderung, begünstigende Kirchenstrukturen kritisch zu prüfen und dabei unbequeme Fragen nach Macht und Amt zu stellen, nicht gehört wurde”. Man habe “unserem Bischof und der Bistumsleitung zugetraut, entsprechend den Richtlinien mit neu auftretenden Fällen umzugehen. Darin sehen wir uns getäuscht. Das Engagement Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit wird verletzt, wenn priesterliche Täter trotz Kenntnis ihrer Taten weiterhin Gottesdienst feiern und in beruflichem Kontakt zu Kindern und Jugendliche bleiben dürfen”. Die KSJ weiter: “Wir sind empört über den Zynismus, der aus dieser Handlungweise spricht.” Der Bischof und die Bistumsleitung müssten sich nun erklären. Laut KSJ hat der Bischof die Kritiker jetzt zu einem Gespräch eingeladen.
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Einen ausführlichen Bericht der Frankfurter Rundschau finden Sie hier: Er mag es, wenn man um Hilfe schreit
Zuletzt geändert am 17.12.2011