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Veröffentlicht am 22­.01.2013

22.1.2013 - Main-Post

Pfeiffer sieht sich bestätigt

WÜRZBURG/HAMBURG

Streitthema: Zensur-Vorwurf an die Bischöfe

Christian Pfeiffer kann Zensur-Vorwürfe gegen die Bischöfe bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche aufrechterhalten. Der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) wollte dem Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen das per Einstweiliger Verfügung beim Landgericht Hamburg verbieten lassen.

Nun habe der VDD – wohl nach einem Hinweis des Gerichts über die Aussichtslosigkeit des Vorhabens – seinen Antrag zurückgezogen, sagte Pfeifer am Montag im Gespräch mit dieser Zeitung. Pfeiffer sieht sich „in der Sache bestätigt“.

Die Entscheidung über die Kosten des Verfahrens – mit denen ein Gericht Hinweis geben kann, wem es glaubt – steht noch aus. Im Gegensatz zu Pfeiffer hatte am Wochenende Bischof Friedhelm Hofmann aus Würzburg in einem Gastbeitrag für diese Zeitung betont: „Die Kirche hat keine Zensur ausgeübt und mitnichten die wissenschaftliche Forschung behindern wollen.“

Pfeiffers Institut war ursprünglich von den Bischöfen beauftragt worden, eine Studie zu sexualisierter Gewalt durch Priester zu erstellen. Sie hätte Missbrauch untersuchen sollen und externen Forschern Zugang zu Archiven der Kirche ermöglicht. Überraschend war die Zusammenarbeit im Januar gekündigt worden. Pfeiffer sagt über die Gründe, die die Kirche anführt: „Mich verwundert der Vorwurf des Vertrauensverlustes ebenso wie die Behauptung, wir hätten keine Einigung über den Datenschutz finden können.“ Man suche wohl nach Vorwänden für den Stopp des Missbrauchsgutachtens.

Pfeiffer hat Hinweise auf eine kircheninterne Anordnung, interne Akten über Priester, die Missbrauch begangen haben, nach zehn Jahren zu vernichten. „Die Vorschrift steht in krassem Widerspruch zu den Interessen der Opfer, der Öffentlichkeit und der Wissenschaft nach Aufklärung des Missbrauchsgeschehens und ist mit dem abgeschlossenen Forschungsvertrag nicht vereinbar“, schreibt Pfeiffer. Er hatte im Oktober 2012 bei den 27 Diözesen nachgefragt, ob es zu Aktenvernichtungen gekommen ist. „Das Schreiben blieb bis heute unbeantwortet.“

Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle war laut Bayerischem Rundfunk auch Thema im Ständigen Rat der Bischöfe. Der tagte am Montag in Würzburg. Indessen betont der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer: Von Kontrolle und Zensur sei in den Verträgen mit Pfeiffer keine Rede gewesen. Den Vorwurf der Vertuschung des Missbrauchsskandals wies er zurück: „Es gibt keine Anhaltspunkte für Aktenvernichtung im kirchlichen Bereich. Wir sind dem nachgegangen.“

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Zuletzt geändert am 22­.01.2013