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Veröffentlicht am 19­.01.2015

19.1.2015 - KNA

Kirchenhistoriker vermisst Stimme von Theologen bei Reformdialog

Münster (KNA) In der Debatte über die Zukunft der katholischen Kirche haben sich Theologen nach Ansicht des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf in den vergangenen Jahren zu wenig zu Wort gemeldet. Der akademische Diskurs an den Universitäten sei das eine, sagte Wolf am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zugleich hätten Theologen aber die Aufgabe, die kirchliche Praxis kritisch zu begleiten, indem sie sich etwa zu strittigen Themen wie dem Verhältnis von Vatikan und Ortskirchen oder der Sexualmoral öffentlich zu Wort meldeten. "Da ist zu wenig passiert."

Auf den deutschen Sprachraum bezogen, räumte der Kirchenhistoriker ein, dass es für die "großen Theologengestalten" mit internationaler Strahlkraft wie Karl Rahner, Joseph Ratzinger, Karl Lehmann oder Hans Urs von Balthasar an Nachfolgern mangele. Dies dürfe jedoch keine Ausrede sein. "Wir müssen unsere theologische Aufgabe auch in Bezug auf die Kirche wahrnehmen - nicht, indem wir als Besserwisser auftreten, sondern indem wir methodisch verantwortete Ergebnisse auf den Tisch legen, die dann als Grundlage für weitere Diskussionen dienen können."

Seine eigene Disziplin, die Kirchengeschichte, sei ein mühsames Geschäft, so Wolf weiter. Aber diese Forschungen seien kein Selbstzweck im Sinne einer "l'art pour l'art", betonte der Wissenschaftler. "Sie haben eine Bedeutung für die Kirche, weil Kirche auf dem Weg durch die Zeit eine 'ecclesia semper reformanda' ist, eine Kirche, die sich immer wieder erneuern muss." - Am Mittwoch erscheint Wolfs neuestes Buch "Krypta - Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte".

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Zuletzt geändert am 22­.01.2015