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Veröffentlicht am 27­.06.2024

Kirchenstatistik 2023

„Keine Trendwende, sondern schleichender Relevanzverlust“

Pressemitteilung Bonn, München, 27. Juni 2024

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die heute veröffentlichte Kirchenstatistik 2023 als höchst bedauerliches Zeichen des kontinuierlichen Schrumpfungsprozesses der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Dass die Zahl der erklärten Kirchenaustritte gegenüber dem Rekordjahr 2022 etwas zurückgegangen ist, ist keine Trendwende; es ist der zweithöchste Wert der vergangenen Jahre. Vielmehr zeigen die verschiedenen Kennwerte einen sich verstetigenden Prozess des Abschieds von immer mehr Menschen von der verfassten Kirche in Deutschland.

Dies ist ein schmerzlicher Prozess, der zu einer weiteren Entfremdung von immer mehr Menschen von der Kirche und umgekehrt der kirchlichen Organisation von den Menschen  führt. Es entspricht nicht dem Auftrag des Evangeliums, sich durch immer mehr Schließungen und Zusammenlegungen von Pfarreien und Aufgeben schulischer, sozialer und kultureller Einrichtungen aus der Fläche zurückzuziehen. Statt der finanziell immer noch gut ausgestatteten „Hauptamtlichen-Kirche“ bräuchte es eine von engagierten Frauen und Männern getragene „Teilhabe-Kirche“ an der gesellschaftlichen Basis, der dann auch die entsprechenden Ressourcen (Gebäude, Personal, Finanzen) zur Verfügung zu stellen ist. Dies erfordert auch eine Dezentralisierung der Entscheidungsprozesse.  

Die Hintergründe der aktuellen kirchlichen Situation hat auch die im November 2023 veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsstudie (KMU) aufgezeigt, an der sich erstmals auch die Deutsche Bischofskonferenz beteiligt hatte. In der KMU hatten nur 9 Prozent aller Befragten erklärt, dass sie noch Vertrauen in die katholische Kirche hätten. Aber 96 Prozent der katholischen Mitglieder sagten, ihre Kirche müsse sich grundlegend verändern, wenn sie eine Zukunft haben wolle. Das würde dann auch ihre Neigung zum Austritt verringern.

Sicher, die Ursachen für die aktuelle Entwicklung sind höchst vielfältig. Dass es nach dem Missbrauchs-Skandal um den Wiener Kardinal Hans Hermann Groër, der zur Gründung von Wir sind Kirche führte, Jahrzehnte dauerte, bis die systemischen Missbrauchsursachen durch den Synodalen Weg in Deutschland in den Blick genommen wurden, hat sicher dazu beigetragen, dass bei allem guten Willen viele Menschen die Geduld mit der Kirchenleitung verloren haben. Wenn nicht baldmöglichst die Ergebnisse des Synodalen Weges in Deutschland und die der Weltsynode in Rom auch an der Kirchenbasis spürbar werden, wird der Entfremdungsprozess ungebremst weiterlaufen und der Relevanzverlust der Kirche innerhalb der Gesellschaft weiter rapide zunehmen. Dem dürfen wir nicht tatenlos zusehen!

Wir sind Kirche-Pressekontakt:

Christian Weisner, Bundesteam,
Tel. +49 172 5184082, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de   

 

 

Pressemeldung der DBK zur Kirchenstatistik
> dbk.de 27.6.2024   

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> katholisch.de 27.6.2024

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> katholisch.de 27.6.2024 

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> katholisch.de 27.6.2024

Zuletzt geändert am 27­.06.2024