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Veröffentlicht am 09­.10.2024

Wir sind Kirche zur Weltsynode

„Die vielen Knoten des Reformstaus müssen gelöst werden – in Rom und in den Ortskirchen“

  • Wir sind Kirche zur aktuellen Weltsynode in Rom
  • Auseinandersetzung um Anthropologie, Theologie und Frauenbild
  • Tagung von Wir sind Kirche International 11.-14. Oktober 2024 in Rom
  • KirchenVolksKonferenz Köln und Konzilsversammlung Stuttgart nach der Weltsynode

Wir sind Kirche-Pressemitteilung, München/Rom, 9. Oktober 2024

> englische Fassung von We are Church International

Wir sind Kirche zur aktuellen Weltsynode in Rom

Wir sind Kirche sieht die derzeit tagende zweite Vollversammlung der Weltsynode als folgerichtigen Schritt, das partizipatorische Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) endlich auf allen Ebenen lebendig werden zu lassen. Die spannungsreichen Diskussionen und Polarisierungen innerhalb und außerhalb der Synodenaula zeigen, wie dringend notwendig dieser Transformationsprozess jetzt ist. Die römisch-katholische Kirchenleitung darf nicht noch einmal die „Zeichen der Zeit“ ignorieren, wie dies vor dem Zweiten Vatikanum der Fall war.

Die entscheidende Frage für die Zukunft ist, ob es mit der von Papst Franziskus erweiterten Bischofssynode gelingen kann, die Reformstaus und Grundwidersprüche gegenüber dem Kern der biblischen Überlieferung – ausschließlich männlicher Klerikerstand unter Ausgrenzung der Frauen von allen Weihen und zentralen Entscheidungen – aufzulösen. Wenn die Rückbesinnung auf die Taufwürde entscheidendes Merkmal der Kirchenzugehörigkeit ist, so muss dies zu einer neuen Theologie und Neuausrichtung aller kirchlichen Strukturen führen, die als Dienste und nicht als Ämter und Privilegien zu gestalten sind.

Gelänge es der römisch-katholischen Weltkirche, der größten christlichen Kirche, ein der urchristlichen Botschaft entsprechendes Geschlechterbild vorzuleben, so könnte dies ein glaubwürdiges und strahlkräftiges Vorbild sein. Dies wäre ein wahrhaft prophetisches Zeugnis.

Auseinandersetzung um Anthropologie, Theologie und Frauenbild

Die Aussagen von Papst Franziskus an der katholischen Universität in Belgien zum Frauenbild und das starre Festhalten an einer dualistischen Anthropologie sind aus der Zeit gefallen. Nur einen Tag, nachdem Kardinal Kevin Joseph Farrell, Präfekt des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben, die vielfältigen Verfehlungen der Kirche gegenüber den Frauen bekannt hat, kündigte der Glaubenspräfekt Kardinal Victor Fernandez ein neues lehramtliches Dokument zur Rolle der Frau in der Kirche an und wehrte Erwartungen auf das Frauendiakonat ab. Die Zeit sei noch nicht reif. Dies ist ein erneuter Affront gegenüber allen Frauen und widerspricht der angestrebten Synodalität.

Wir sind Kirche begrüßt, dass die Aussagen des Papstes wie auch die Ankündigung des Glaubenspräfekten nicht mehr unwidersprochen hingenommen werden. Nach Ansicht vieler Reformkräfte innerhalb des Kirche geht es bei der Frage nach der Frauenweihe nicht mehr um ein Ob, sondern um ein Wann und Wie. Deshalb tragen jetzt die Mitglieder der Weltsynode und alle im Vatikan eine hohe Verantwortung, die vielen alten Knoten aufzulösen, die im Widerspruch zur christlichen Botschaft stehen. Auch von jedem einzelnen Bischof erwartet Wir sind Kirche, sich jetzt mit ganzer Kraft zum Prinzip der Synodalität zu bekennen und konkret synodal zu handeln, und zwar auf allen Ebenen.

Die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verschleppten Reformen müssen endlich umgesetzt werden, wenn die Rede von Gott nicht hohl werden soll. Gottesfrage, Strukturfragen und der Dienst für die Menschen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden! Nur eine sich grundlegend wandelnde Kirche, die den Mut hat, ihre eigenen Strukturen zu reformieren, hat sie auch die moralische Kraft und Berechtigung, sich zu aktuellen Problemen zu äußern und ihre vielfältigen Aufgaben in der Gesellschaft wahrzunehmen. Wir sind Kirche erwartet inbesondere bezüglich der vollen Gleichberechtigung der Frauen Veränderungen noch im Jahr 2025, auch wenn dies erst dezentral angegangen wird.

Tagung von Wir sind Kirche International 11.-14. Oktober 2024 in Rom

Wie im vergangenen Jahr wird der weltweite Zusammenschluss We Are Church International sein Jahrestreffen unter dem Leitwort „EQUALITY“ während der Synode in Rom abhalten, um Kontakt zu den Teilnehmenden der Weltsynode zu suchen und für Reformen zu werben. Außerdem wird ein neues Koordinationsteam gewählt. Tagungsort ist Casa Maria Immaculata vom 11. bis 14 Oktober 2024

We Are Church International (WAC) wurde 1996 in Rom gegründet und ist ein weltweiter Zusammenschluss nationaler Kirchenreformgruppen. WAC setzt sich für die Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils und der daraus entwickelten Theologie und pastoralen Praxis ein. WAC umfasst derzeit mehr als 20 Mitgliedsländer und ist mit anderen internationalen Reformbewegungen vernetzt.

Termine aller Reformkräfte während der Synode in Rom: https://spiritunbounded.org/2024-events

KirchenVolksKonferenz Köln und Konzilsversammlung Stuttgart nach der Weltsynode

Beide synodalen Prozesse, der 2019 in Deutschland begonnene wie der 2021 begonnene für die Weltkirche, sind unverzichtbar und müssen sehr zeitnah inhaltliche Fortschritte und konkrete Ergebnisse bringen! Wichtig ist das Engagement aller Reformkräfte auch hierzulande, und zwar unabhängig davon, was bei der Synode in Rom beschlossen oder nicht beschlossen wird. Die Reformkräfte gehen auf jeden Fall weiter auf dem Synodalen Weg:


Pressekontakt:     

Dr. Martin Schockenhoff
Mitglied im Koordinationsteam von Wir sind Kirche International
E-Mail: martin.schockenhoff@gleisslutz.com     Telefon: +49 173 324 8913
Webseite: www.we-are-church.org

Christian Weisner
Wir sind Kirche-Bundesteam
E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de     Telefon: +49 172 518 4082
Webseite: www.wir-sind-kirche.de

 

Zuletzt geändert am 10­.10.2024