Frühjahrsversammlung der DBK (2)
Wir sind Kirche sehr enttäuscht über Ergebnisse der Bischofskonferenz
Pressemitteilung 11. März 2001
Als ein Zeichen erschreckender Ignoranz und Hilflosigkeit sieht die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Ergebnisse der Frühjahrsversammlung der deutschen Bischofskonferenz, die sich in der vergangenen Woche in Augsburg mit der Zukunft der Pfarrseelsorge befasst hat.
„Viel zu spät und viel zu technokratisch haben die Bischöfe die seit Jahren, ja Jahrzehnten absehbaren Probleme aufgegriffen“, beklagt Christian Weisner für die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche. „Auch der Verweis auf die ‘innere Krise der Kirche’ hilft nicht weiter, solange die Bischöfe selber keine überzeugende Zukunftsvision für die Weitergabe des christlichen Glaubens vermitteln können.“
Der technokratische Ansatz entlarvt sich, wenn die Bischöfe von „Überprüfung der Eucharistieorte“, „Rückbau von Gemeinden“ und „Grundversorgung“ sprechen und am Konzept der an der Kirchenbasis sehr umstrittenen Strukturmodelle „Seelsorgeeinheiten“, „Pfarrgemeinschaften“ und „Pfarrverbände“ festhalten. Die bischöfliche Sicht unter dem Aspekt der Pfarrseelsorge vernachlässigt in sträflicher Weise die Gemeinde, das Urmodell christlicher Gemeinschaft mit den Wesensmerkmalen Martyria (Verkündigung), Liturgia (Feier), Diakonia (soziales Handeln) und Koinonia (Gemeindebildung).
Der Abschied von der Volkskirche darf nicht zum Abschied von der Gemeinde werden, fordert Weisner. Dies ist jedoch zu befürchten, wenn es heißt, dass die von den Bischöfen geplante „Ausweitung der Pfarrseelsorge in eine größere Region ... den territorialen Aspekt einer Pfarrgemeinde .... nicht völlig verdrängen“ soll. Weisner befürchtet, dass die Gemeinden trotz gleichbleibender Kirchensteuereinnahmen in Zukunft immer weniger Hilfe von ihren Bischöfen erhalten werden.
Wir sind Kirche bedauert, dass die Bischöfe jetzt in Augsburg weit hinter die Beschlüsse der Gemeinsamen Synode der Bistümer (1972-75) gefallen sind, die sich für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen und von verheirateten Männern („viri probatii“) ausgesprochen hatte. Statt technokratischer Scheinlösungen wie der Bildung von Seelsorgeeinheiten oder Pastoralverbänden fordert Wir sind Kirche die Bischöfe auf, die Eigenverantwortung der Gemeinden nach dem Subsidiaritätsprinzip zu stärken. Alle Strukturmodelle, die auf den Priester als Gemeindeleiter fixiert sind, zerstören die christlichen Gemeinden in ihrem theologischen Kern, so Weisner.
In Kürze wird Wir sind Kirche wie schon in den Vorjahren in einem „Pfingstbrief an die Pfarrgemeinden“ diesen Mut machen und wieder konkrete Hilfen zur Gemeindeentwicklung anbieten.
Schwangerschaftskonfliktberatung
Als überteuerte Desinformation bewertet die KirchenVolksBewegung die von den Bischöfen mit mindestens 4,5 Mio. DM finanzierte Kampagne „Wir helfen und beraten weiter“, da die bischöflichen Beratungsstellen jetzt nicht mehr den Großteil der Frauen erreichen, die sich tatsächlich mit dem Gedanken eines Schwangerschaftsabbruchs tragen. Nach internen Informationen ist sogar die Schließung einzelner Beratungsstellen in kirchlicher Trägerschaft zu befürchten. Der zur KirchenVolksBewegung gehörende Verein Frauenwürde e.V. betreibt derzeit Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in Olpe, Hattingen/Ruhr und Neuwied am Rhein.
Gentechnik und Biomedizin
In der Frage der Gentechnik und Biomedizin begrüßt Wir sind Kirche, dass sich die Bischöfe in Augsburg jetzt grundsätzlich mit dieser Problematik befasst haben. Es sei jedoch zu bezweifeln, so Weisner, dass ein appellatives Bischofswort „von oben“ in der aktuellen Debatte viel ausrichte. Erfolgversprechender ist nach Ansicht von Wir sind Kirche der Ansatz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das in seiner jüngsten Stellungnahme in einem dialogischen Ansatz konkrete Fragen an die Wissenschaft stelle.
Zuletzt geändert am 27.09.2007