Missbrauchsfälle im Bistum Bamberg
Wir sind Kirche fordert erneut konsequente Anwendung der bischöflichen Leitlinien
Pressemitteilung München/Bamberg, 9. August 2008
Zu den aktuellen Missbrauchsfällen im Bistum Bamberg und anderswo
Mit großer Besorgnis beobachtet die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die aktuellen Vorgänge um die Fälle sexueller Gewalt im Erzbistum Bamberg. Anders als es nach den 2002 von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen Leitlinien zu hoffen und zu erwarten gewesen wäre, ist bis jetzt der schlimme Eindruck entstanden, dass auch in Bamberg versucht wurde, Geschehenes zu verharmlosen oder gar zu vertuschen.
Die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche fordert deshalb erneut, die vor sechs Jahren beschlossenen Leitlinien "Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" konsequenter anzuwenden, grundlegend zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten. Außerdem erneuert die KirchenVolksBewegung die Forderung nach unabhängigen Beratungsstellen und hält – solange dies nicht erfolgt – das von ihr im Jahr 2002 eingerichtete Zypresse-Notruf-Telefon weiterhin bereit.
(Das Not-Telefon der KirchenVolksBewegung hat vom Sommer 2002 bis Ende 2011 mehr als 400 Menschen beraten und begleitet. > aktuelle Beratungsangebote )
„Ich bin wirklich enttäuscht, dass auch im Bamberger Ordinariat die Aufarbeitung dunkler Stellen in der Vergangenheit so große Schwierigkeiten verursacht“, erklärt Sigrid Grabmeier, Mitglied des Bundesteams der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche. „Haben Erzbischof Schick und seine Mitarbeiter wirklich alle Möglichkeiten genutzt, ein den Leitlinien ebenso wie der christlichen Wahrhaftigkeit entsprechendes Vorgehen zu praktizieren?“ Auch die mögliche Verjährung darf nicht zum Anlass genommen werden, „Gras über die Sache wachsen zu lassen“. so Grabmeier. Wenn der verdächtigte Domkapitular bis 1991 in seiner damaligen Position war, ist die Verjährungszeit von 20 Jahren evtl. noch nicht überschritten.
Fraglich ist auch, inwieweit das Bistum die zuständige vatikanische Behörde, die Glaubenskongregation über die Geschehnisse in Kenntnis gesetzt hat. Denn auch der Vatikan trägt entscheidende Verantwortung, nachdem seit dem „Motu propio Sacramentorum sanctitas tutela“ vom April 2001 die Glaubenskongregation die kirchenrechtliche Zuständigkeit für diese sexuellen Vergehen an sich gezogen hat.
Das Bedauern des Papstes über die Vorfälle sexueller Gewalt durch römisch-katholische Priester in den USA und zuletzt beim Weltjugendtag in Australien ohne ein wirkliches Schuldeingeständnis für die Verfehlungen der Amtskirche und ohne konsequentes Handeln bleibt so letztlich ein Lippenbekenntnis. Die Leitung der römisch-katholischen Kirche muss sich erneut fragen lassen, wie ernst ihr wirklich der Kampf gegen sexuelle Gewalt in der Kirche ist.
Im Juli 2008 wurden mehrere Priester des Bistums Lausanne-Genf-Freiburg des sexuellen Missbrauchs verdächtigt, gegen einen Pfarradministrator im Erzbistum München und Freising wurde ermittelt, ein Augsburger Priester erhielt eine Freiheitsstrafe auf Bewährung. Im Frühjahr 2008 gab es Verdachtsfälle in den Erzbistümern Hamburg, Köln und Paderborn sowie im Bistum Essen. Das Jahr 2007 war vom unverantwortlichen Umgang des Regensburger Bischofs Dr. Gerhard Ludwig Müller mit einem Wiederholungsfall sexuellen Missbrauchs in Riekofen überschattet.
Aufruf an alle (Lokal-)Redaktionen: Bitte weisen Sie auf das "Zypresse-Not-Telefon" der KirchenVolksBewegung hin Für von sexueller Gewalt durch Priester und Ordensleute betroffene Kinder und Jugendliche hat die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche bereits Ende Juni 2002 das "Zypresse-Not-Telefon" eingerichtet. Für Presse-Recherchen diese Telefonnummer bitte NICHT verwenden, sondern 02364-5588! |
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Weitere Auskünfte:
Sigrid Grabmeier (Bundesteam)
Tel. 0170-8626290
sigrid@grabmeier.net
Annegret Laakmann (Referentin)
Tel. 02364-5588
laakmann@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner (Bundesteam)
Tel. 0172-5184082
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Zuletzt geändert am 29.01.2014