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Veröffentlicht am 19­.09.2008

Herbstvollversammlung der DBK

Wie lange noch wollen sich die Bischöfe dem innerkirchlichen Dialog verweigern?

Außerdem Überprüfung der bischöflichen Leitlinien zu sexueller Gewalt erneut gefordert

Pressemitteilung München/Fulda, 19. September 2008

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche appelliert an die Deutsche Bischofskonferenz, die am 22. September ihre Herbstvollversammlung unter Vorsitz des Freiburger Erzbischof Dr. Robert Zollitsch in Fulda beginnt, sich nicht länger dem von vielen katholischen Verbänden und Gruppierungen angeregten „Zukunftsgespräch der Katholiken“ zu verweigern.

„Es wäre ein sehr enttäuschendes Zeichen, wenn die Bischöfe sich nur mit dem ‚missionarischen Dialog der Kirche mit unserer Zeit’ und den sicher nicht unwichtigen Medienfragen beschäftigen würden, aber weiterhin den innerkirchlichen Dialog sträflich vernachlässigen würden“, erklärt Christian Weisner vom Bundesteam der KirchenVolksBewegung. „Eine Dialogverweigerung wie die Absage des ‚Pastoralen Zukunftsgesprächs’ durch die Bischofskonferenz vor einem Jahr, das lange zwischen dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und Bischofsvertretern vorbereitet worden war, darf sich nicht wiederholen.“

Leider ist die Dialogverweigerung nicht neu: Bereits 1991 – noch vor dem KirchenVolksBegehren 1995 – hatte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in seiner Schrift „Dialog statt Dialogverweigerung“ die Dialogverweigerung der Bischöfe konstatiert. Der nach dem österreichischen KirchenVolksBegehren 1998 mit großen Hoffnungen begonnene „Dialog für Österreich“ wurde nach kurzer Zeit von den Bischöfen abrupt abgebrochen. Und die Ergebnisse vieler deutscher Diözesansynoden und –foren wurden nicht umgesetzt bzw. nicht von Rom approbiert.

Nach Ansicht der katholischen Reformbewegung Wir sind Kirche steht die römisch-katholische Kirche immer noch vor dramatischen Herausforderungen, die nur von Kirchenvolk und Bischöfen gemeinsam bewältigt werden können. In der jetzigen Umbruchszeit ist eine intensive Mitwirkung des Kirchenvolks bei allen strukturellen Entscheidungen theologisch und pastoral dringend geboten. Die Bischöfe sollten deshalb – gerade im diesjährigen Paulus-Jahr – „nicht als Herr über den Glauben, sondern als Diener unserer Freude” handeln (Paulus im Korintherbrief 2 Kor 1,24).


Erneute Forderung nach konsequenter Anwendung und Überprüfung der bischöflichen Leitlinien zu sexueller Gewalt

Die Herbstvollversammlung 2007 war vom unverantwortlichen Umgang des Regensburger Bischofs Dr. Gerhard Ludwig Müller mit einem Wiederholungsfall sexuellen Missbrauchs in Riekofen überschattet. Mit großer Besorgnis hat Wir sind Kirche aber auch die diesjährigen Vorgänge und Verdachtsfälle sexueller Gewalt in den (Erz-)Bistümern Augsburg, Bamberg, Essen, Hamburg, Köln, München und Freising, sowie Paderborn beobachtet.

Wir sind Kirche fordert deshalb erneut, die vor sechs Jahren beschlossenen Leitlinien "Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" konsequenter anzuwenden, grundlegend zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten. Außerdem erneuert die KirchenVolksBewegung die Forderung nach unabhängigen Beratungsstellen und hält – solange dies nicht erfolgt – das von ihr im Jahr 2002 eingerichtete Zypresse-Notruf-Telefon weiterhin bereit.
(Das Not-Telefon der KirchenVolksBewegung hat vom Sommer 2002 bis Ende 2011 mehr als 400 Menschen beraten und begleitet. > aktuelle Beratungsangebote )


Kontakt:
Christian Weisner (Bundesteam)
Tel. 08131-260 250 oder mobil 0172-518 40 82
presse@wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 08­.12.2012