Bundesversammlung Würzburg (2)
Hoffnung und Tatkraft statt Resignation
Wir sind Kirche-Bundesversammlung als Auftakt zum 50. Konzilsjubiläum – Positionspapier zur Sexualethik – Appelle zum Frauendiakonat und zur Sakramentenzulassung für wiederverheiratete Geschiedene
Den Auftakt zu den Aktivitäten der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zum 50. Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) bildete die sehr gut besuchte 24. Bundesversammlung vom 7. bis 9. November 2008 in Würzburg. Unter dem Titel „Der Anfang vom Anfang – oder das Ende vom neuen Lied?“ gab der Münchner Jesuit Dr. Wolfgang Seibel, Zeitzeuge des Konzils und langjähriger Herausgeber der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“, einen fundierten Überblick über dieses Reformkonzil und die Entwicklung der römisch-katholischen Kirche bis heute.
Sein Fazit: Es wäre die schlimmste Reaktion auf den gegenwärtigen Kurs der Kirchenspitze, in Resignation zu verfallen. Das würde nur den Gegnern der konziliaren Erneuerung in die Hände arbeiten. Es gilt vielmehr, alles zu tun, damit die Initiativen des Konzils nicht versanden, sondern das Leben in der Kirche prägen. In der ganzen Geschichte der Kirche seien alle neuen Ideen, alle zukunftsweisenden Initiativen, alle Reformansätze immer von unten gekommen. Nichts hindere daran, dort, wo die Kirche wirklich lebt, nämlich an der Basis, in den Gemeinden, sich nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanums zu richten und das Leben nach seinen zukunftsweisenden Impulsen zu gestalten. Hoffnung und Tatkraft ist angesagt. Niemand ist verpflichtet, so Seibel, die Entscheidungen der Kirchenspitze gegen seine Überzeugung für richtig oder gar für das letzte Wort zu halten. Und niemandem kann man das Recht absprechen, im Rahmen seiner Möglichkeiten alles zu tun, damit solche Entscheidungen revidiert werden.
> Vortrag von P. Dr. Wolfgang Seibel
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In einer anschließenden „Schreibwerkstatt“ stellten die mehr als 100 Delegierte und Gäste konkrete Handlungsmöglichkeiten für die KirchenVolksBewegung zusammen.
Positionspapier „Sexualität als Leben spendende Kraft“
Die Bundesversammlung hat – aufbauend auf der letzten Bundesversammlung in Bielefeld – in Würzburg ein Positionspapier zur Sexualethik beschlossen, das statt moralischer Verurteilungen auf christliche Wertorientierung setzt. Darin heißt es: „Die römisch-katholische Kirche braucht einen neuen, angstfreien, liebevollen und menschenfreundlichen Blick auf Sexualität als Leben spendende Kraft des von Gott geschaffenen und bejahten Menschen.“
Gegenseitige Achtung und die Verantwortung für das Leben stehen im Vordergrund jeder Partnerschaft. Eine zukunftsfähige christliche Sexualethik sollte gesellschaftliche Entwicklungen beobachten, analysieren und berücksichtigen, sie jedoch nicht verurteilen. Die christliche Botschaft der Selbst- und Nächstenliebe soll der zentrale Orientierungsrahmen sein.
Das Positionspapier enthält auch die Hoffnung auf einen die Konfessionen und Religionen übergreifenden Prozess, denn nur so können wirksame Grundsätze einer menschenwürdigen und geschlechtergerechten Sexualethik auf globaler Ebene entwickelt werden.
> Positionspapier im Wortlaut
Wiederzulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten
Die Bundesversammlung appelliert – die aktuelle Diskussion unter französischen Bischöfen aufgreifend – an die deutschen Bischöfe, das Thema „Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen“ wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Die Kirche sollte so schnell wie möglich einen Weg finden, um wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten wieder zuzulassen.
Appell zum Überdenken der Rolle der Frau aufgrund der biblischen und historischen frühchristlichen Befunde (korrigiert)
Mit dem Appell „Was in der frühen Kirche möglich war, muss heute selbstverständlich sein“ unterstützt die Bundesversammlung nachdrücklich die Aktionen internationaler Frauenordinationsbewegungen am 15. Oktober 2008 in Rom anlässlich der Weltbischofssynode und erneuert u.a. die Forderung zur Öffnung des Diakonats für Frauen. Die neuesten Erkenntnisse der feministischen Exegese widerlegen die von der Kirchenleitung angeführten Gründe gegen die Frauenordination.
Weitere Aktivitäten
Über die Vorbereitungen zum Evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen sowie zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 im München wurde informiert. Wir sind Kirche plant u.a. eine ökumenische Pilger-Radtour, die beginnend am Pfingstmontag (1. Juni) 2009 in Berlin den ökumenischen Geist des ersten ÖKT nach München tragen soll.
Die Bundesversammlung in der „Stadt der Synode“ diente auch der Vernetzung zwischen den Diözesen angesichts der weiterhin drastischen Sparmaßnahmen und Zwangsfusionen von Pfarreien. Großen Zuspruch fand die Autorenlesung mit Pfr. Roland Breitenbach, Gemeinde St. Michael in Schweinfurt, der engagiert aus seinem neuen Buch „Jesus wäre heute ein Palästinenser“ vortrug. Am Sonntag ging die Bundesversammlung in der Jugendbildungsstätte Unterfranken mit einem Gottesdienst zu Ende. Die nächste Bundesversammlung zum Thema „Spiritualität“ wird vom 27. bis 29. März 2009 in Magdeburg stattfinden.
Fotos auf Anfrage lieferbar
Kontakt:
Christian Weisner (Bundesteam)
Tel.: +49-8131-260 250 oder +49-172-5184 082
Sigrid Grabmeier (Bundesteam)
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Zuletzt geändert am 07.01.2009