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Veröffentlicht am 29­.11.2008

20. Welt-AIDS-Tag

Auch die röm.-kath. Kirche muss Kondome zur Verhütung von HIV/AIDS zulassen

Wir sind Kirche-Pressemitteilung zum 20. Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember 2008

München, 29. November 2008

Anlässlich des 20. Welt-AIDS-Tages appelliert die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche an die Leitung sowie an die Theologinnen und Theologen der römisch-katholischen Kirche, endlich die kirchliche Sexuallehre und ihre pastorale Praxis auch auf diese weltweit größte Krankheit auszurichten, Aufklärung zu leisten und das absolute Kondomverbot aufzuheben.

Die weitere Ausbreitung von HIV/AIDS, der derzeit weltweit größten Krankheit, ist ohne den konsequenten Einsatz auch von Kondomen nicht zu bekämpfen. Der bloße Appell zur Enthaltsamkeit wird der Lebenswirklichkeit der Menschen nicht gerecht und ist zutiefst verantwortungslos. Das absolute Kondomverbot ist eine große Sünde unserer Kirche. Auf das heute immer drängendere Problem von HIV/AIDS müssen differenziertere Antworten gefunden werden, als die von Papst Benedikt XVI. unlängst wieder bekräftigte Enzyklika „Humanae vitae“ aus dem Jahr 1968 anbietet.

Wir sind Kirche zollt den katholischen Seelsorgerinnen, Seelsorgern und Ordensleuten größten Respekt, die weltweit die Würde der Menschen auch in schwierigsten Lebensbedingungen im Blick haben und den Kampf gegen die Pandemie aufgenommen haben. Von vielen Katholikinnen und Katholiken ist es einfach nicht mehr nachvollziehbar, dass diese Menschen – wenn sie ihrem Gewissen folgen und in Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen sich unter Umständen auch überholten kirchlichen Weisungen widersetzen – in Kauf nehmen müssen, durch die Kirchenleitung mit Strafen belegt zu werden.

Es ist mehr als bedauerlich, dass Menschen wie Pfarrer Stefan Hippler, die die Dinge klar beim Namen nennen und auch entsprechend handeln, schon seit langer Zeit kirchlichem Druck ausgesetzt sind. Hippler ist Co-Autor des Buches „Gott, Aids, Afrika“ und hatte die katholische Kirche mehrfach öffentlich aufgefordert hat, in Zeiten von HIV/AIDS ihre Moraltheologie zu überdenken.

Der Einsatz für diejenigen, die bereits durch HIV/AIDS infiziert und erkrankt sind, ist ein herausragendes Beispiel christlicher Nächstenliebe. Diese Arbeit vieler Frauen und Männern auf der ganzen Welt ist unerlässlich, um die Stigmatisierung und Ausgrenzung von HIV/AIDS-Opfern zu beenden und deren Familien vor materieller, sozialer und spiritueller Armut zu bewahren. Unerlässlich sind aber genauso auch Aufklärungsarbeit und der Schutz vor weiteren Infizierungen durch den gezielten Einsatz von Kondomen.

Mit großer Sorge verfolgt Wir sind Kirche die jüngsten Bemühungen des Wiener Kardinals Schönborn und des Kölner Kardinals Meisner, eine Relativierung der "Maria Troster Erklärung" bzw. der "Königsteiner Erklärung" zu betreiben. Mit diesen Erklärungen hatten die österreichischen und deutschen Bischöfe nach der Enzyklika „Humane Vitae“ vom 25. Juli 1968 die persönliche Gewissensentscheidung der Eheleute bei der Frage der Familienplanung und Empfängnisverhütung hervorgehoben. Diese in gewissenhafter Interpretation der traditionellen Lehre vom Gewissen verfassten Erklärungen sind nach wie vor gültig und dürfen keinesfalls zurückgenommen werden.

Wir sind Kirche-Positionspapier zur Sexualethik
Auf ihrer jüngsten Bundesversammlung Anfang November 2008 in Würzburg hat die KirchenVolksBewegung 2008 ein Positionspapier zur Sexualethik beschlossen, das statt moralischer Verurteilungen auf christliche Wertorientierung setzt. Darin heißt es u.a.: „Die römisch-katholische Kirche braucht einen neuen, angstfreien, liebevollen und menschenfreundlichen Blick auf Sexualität als Leben spendende Kraft des von Gott geschaffenen und bejahten Menschen.“ Eine zukunftsfähige christliche Sexualethik sollte gesellschaftliche Entwicklungen beobachten, analysieren und berücksichtigen, sie jedoch nicht verurteilen. Die christliche Botschaft der Selbst- und Nächstenliebe soll der zentrale Orientierungsrahmen sein. Das Positionspapier enthält auch die Hoffnung auf einen die Konfessionen und Religionen übergreifenden Prozess, denn nur so können wirksame Grundsätze einer menschenwürdigen und geschlechtergerechten Sexualethik auf globaler Ebene entwickelt werden.


Kontakt:
Christian Weisner (Bundesteam)
Tel.: +49-8131-260 250 oder +49-172-5184 082
presse@wir-sind-kirche.de
Sigrid Grabmeier (Bundesteam)
Tel: +49-991-2979 585 oder +49-170-8626 290
sigrid@grabmeier.net


Link zum Wir sind Kirche-Positionspapier:
http://www.wir-sind-kirche.de/files/844_PositionSexualethik2.pdf


Links zum Thema AIDS:

Der katholische Theologe Prof. Dr. Peter Eicher und Mitbegründer der AIDS-Hilfsorganisation "Stern der Hoffnung" am 25. Juli 2008 in DeutschlandRadio Kultur zu den oft lebensgefährlichen Auswirkungen der Enzyklika „Humanae Vitae“
www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/822072/

„Stern der Hoffnung“ e.V. AIDS-Hilfe international
www.sternderhoffnung.de

Welt-AIDS-Tag
www.welt-aids-tag.de

Zuletzt geändert am 29­.11.2008