Kirchenaustritt
Wir sind Kirche: Kirchenaustritt von Eugen Drewermann sehr bedauerlich aber verständlich
„Eugen Drewermann wird nicht die katholische Kirche fehlen, aber unserer Kirche wird der wache und kritische Geist dieses Theologen fehlen“, erklärt Christian Weisner von der katholischen Reformbewegung Wir sind Kirche. „Die römisch-katholische Kirche verliert immer mehr an Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit, wenn kritische Menschen keinen Platz mehr in ihr haben. Es ist nicht auszuschließen, dass der Kirchenaustritt von Dr. Drewermann auch viele andere zu diesem Schritt veranlassen wird.“
Nach Ansicht von Wir sind Kirche ist der Fall des prominenten Drewermann nur die traurige Spitze des Eisbergs von offensichtlichen und subtilen Ausgrenzungen in der römisch-katholischen Kirche. Wenn Gewissensfreiheit und das freie Wort, wissenschaftliche Forschung und theologische Weiterentwicklung immer mehr einschränkt werden, wird dies die katholische Kirche sehr schnell in eine Sackgasse fahren.
Vor allem das Apostolische Schreiben (Motu Proprio) „Ad Tuendam Fidem“ (Zum Schutz des Glaubens) aus dem Jahr 1998 hat dazu geführt, dass unter Papst Johannes Paul II. und jetzt auch unter Papst Benedikt XVI. ein Klima lähmender Angst und geistiger Erstarrung in der römisch-katholischen Kirche herrschte bzw. herrscht.
Der Kirchenaustritt ändert nichts an der Tatsache, dass Drewermann zu den bedeutendsten Theologen der Neuzeit gehört. Aber in diesem Fall wird es wohl erst wieder Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis die Kirchenleitung den theologischen Schatz heben wird, den Eugen Drewermann geschaffen hat, so Weisner.
Im Oktober war Drewermann 1991 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen worden. Anfang 1992 verhängte der damalige Paderborner Erzbischof Joachim Degenhardt ein Predigtverbot gegen Drewermann, auch die Ausübung des Priesteramtes wurde ihm untersagt.
Zuletzt geändert am 10.05.2006