Herbst-Vollversammlung der DBK
Wir sind Kirche-Appell an die Bischofskonferenz: „Haltet den Kurs des Konzils!“
> Unterstützen Sie den Appell an die Bischöfe!
München/Fulda, 21. September 2009
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Erzbischof Dr. Robert Zollitsch,
sehr geehrte Herren Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe!
Die am 24. Januar 2009 bekannt gewordene bedingungslose Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Bruderschaft Pius X. hat die römisch-katholische Kirche in eine tiefe innere Krise geführt. Auch wenn Papst Benedikt XVI. sein Handeln als Akt der Versöhnung und Einheit intendiert hatte, die von ihm ausgelöste Krise ist noch lange nicht bewältigt.
Die problematische Papst-Entscheidung hat aber auch ein neues Interesse an der Dynamik und den Orientierungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) geweckt. Dies ist angesichts des kommenden 50-jährigen Konzils-Jubiläums sehr zu begrüßen. Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche appelliert deshalb eindringlich an Sie, die Sie sich zu Ihrer Herbst-Vollversammlung 2009 in Fulda treffen: „Halten Sie die römisch-katholische Kirche weiter auf dem Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils!“
- Bleiben Sie der Liturgie im konzilsgemäßen Ritus treu!
Die Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ zielt auf die „volle, bewusste und tätige Teilnahme“ des ganzen Volkes Gottes an der Liturgie in der Muttersprache durch die um den Altar versammelte Gemeinde. Auch wenn der Papst vom „zweifachen Usus desselben Ritus“ spricht, der tridentinische Messritus baut auf einem völlig anderen, vorkonziliaren Priester- und Gemeindebild auf.
Ermutigen und bestärken Sie die Gemeinden, ihre Gottesdienstpraxis auf der Basis des Zweiten Vatikanums beizubehalten und weiter zu entwickeln! - Verlassen Sie nicht den Kurs der Ökumene!
Die Fortschritte in der Ökumene haben seit dem Konzil sehr zur Glaubwürdigkeit des Christentums beigetragen. Die jetzigen Ermahnungen, Vertröstungen und Geduldsappelle der Kirchenleitungen sind theologisch fragwürdig und enttäuschen das Kirchenvolk immer mehr. Damit wird das Leitwort des kommenden Ökumenischen Kirchentags 2010 (ÖKT) „Damit ihr Hoffnung habt“ – zumindest für die Ökumene selber – sehr in Frage gestellt. Auf dem ÖKT in München müssen alle Fragen der Ökumene und auch die Frage nach der gemeinsamen Mahlfeier behandelt werden können!
Stellen Sie sich der besonderen Verantwortung für die Weiterentwicklung der Ökumene, da von unserem Land die Reformation ausgegangen ist! - Beenden Sie den Abbau der gewachsenen und pastoral bewährten Strukturen in unserem Land!
Die kirchenrechtliche Verknüpfung von Amt und Gemeindeleitung führt dazu, dass die Hälfte unserer Pfarreien in naher Zukunft ohne ordinierte Seelsorger und regelmäßige Eucharistiefeier sein wird – oder gar nicht mehr existieren wird. Die priesterzentrierten Pastoralkonzepte verschleiern den bevorstehenden Kollaps der Seelsorge und erweisen sich als Sackgasse. „Wo die Kirche vor Ort nicht mehr angetroffen wird, da verliert sie ihre Sichtbarkeit und Greifbarkeit, da wird sie zur bloßen Behauptung. ... Seelsorge ist und bleibt eine Aufgabe, die im Wesentlichen vor Ort wahrgenommen werden will und ihre ‚Seele’ verliert, wenn sie entörtlicht würde.“( Jürgen Werbick 2002)
Ermöglichen Sie die Wahrnehmung der Seelsorge auch durch ehren- und hauptamtliche Laien sowie Ständige Diakone, wie es nach Kirchenrecht (c. 517 §2 CIC) möglich ist! Setzen Sie sich in Rom für die Lösung der weltweit drängenden Probleme der Seelsorge ein! - Nehmen Sie die Laien in ihrer Verantwortung innerhalb der Kirche ernst!
Pfarrgemeinderäte, Diözesanräte und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sind wesentliche Elemente der Kirche als Volk Gottes, wie es das Zweite Vatikanische Konzil in der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ herausgestellt hat. Im Mai 2009 warb Papst Benedikt unter Berufung auf das 2. Vatikanische Konzil darum, den Laien ihre wichtige Rolle in der Gemeinschaft der Kirche neu bewusst zu machen: „Wir brauchen einen Mentalitätswechsel, vor allem was die Laien betrifft. Wir sollten sie nicht nur als Mitarbeiter des Klerus betrachten, sondern als wirkliche Mitverantwortliche des Seins und Handelns der Kirche“.
Akzeptieren Sie die Laien als engagiertes und mitverantwortliches Gottesvolk! Suchen Sie den Dialog mit dem ZdK sowie den anderen Laiengremien und fördern Sie die in Deutschland hoch entwickelte Mitwirkung der Laien durch Offenheit und Respekt vor deren Entscheidungen! -
Nehmen Sie das vom Konzil gewollte gemeinsame Hirtenamt der Bischöfe mit dem Papst wahr!
Gemeinschaft (communio) ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein unverzichtbares Lebensprinzip von Kirche, erfordert aber eine dialogische Struktur. Unsere Kirche kann ihren vielfältigen Aufgaben in aller Welt nur dann gerecht werden, wenn sie sich wieder mehr auf die urkatholischen Leitungsprinzipien der Kollegialität und der Subsidiarität besinnt. Dies gilt vor allem für die Hirtenaufgabe der Bischöfe (Konzilsdekret „Christus Dominus“). Papst Benedikt XVI. hat sich nach seiner Wahl offen zur Kollegialität der Bischöfe und zum Erbe des Zweiten Vatikanischen Konzils bekannt.
Melden Sie sich unmissverständlich in Rom zu Wort, wenn auch nur der Anschein entsteht, der Vatikan würde in den kommenden Gesprächen mit der Piusbruderschaft Zugeständnisse in der Auslegung des Konzils machen! Das Kirchenvolk wird genau hinsehen, wie die Gespräche zwischen der Glaubenskongregation und der Piusbruderschaft ablaufen und was sie bringen werden.
Wir wünschen Ihnen einen segensreichen und erfolgreichen Verlauf Ihrer Herbstvollversammlung.
Dietgard Heine, Sigrid Grabmeier, Herbert Tyroller und Christian Weisner
für das Bundesteam der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche
Pressekontakt:
Sigrid Grabmeier Tel: 0991-29 79 585, mobil: 0170-86 26 290
Christian Weisner Tel: 08131-260 250, mobil: 0172-518 40 82
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Andreas R. Batlogg SJ
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> Stimmen der Zeit, 10/2009, Editorial
Zuletzt geändert am 24.09.2009