zum Memorandum "Kirche 2011"
Wir sind Kirche: „Zum Dialog gibt es keine Alternative“
Pressemitteilung München, 4. Februar 2011
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche begrüßt und unterstützt das heute veröffentlichte Memorandum von 144 Theologieprofessorinnen und -professoren zur aktuellen Krise in der römisch-katholischen Kirche. Dieses Memorandum ist ein weiterer dringlicher und notwendiger Aufruf zum Dialog, den die Deutschen Bischöfe und auch Papst Benedikt, der im September 2011 Deutschland besuchen wird, nicht ignorieren können und nicht ignorieren dürfen.
Der Aufruf zu einem offenen Dialog über Macht- und Kommunikationsstrukturen, über die Gestalt des kirchlichen Amtes und die Beteiligung der Gläubigen an der Verantwortung, über Moral und Sexualität spricht der großen Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken aus dem Herzen (vgl. „Trendmonitor Religiöse Kommunikation 2010“) und führt genau die Punkte aus, die schon vor 15 Jahren beim KirchenVolksBegehren 1995 von fast 2,5 Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum unterschrieben wurden.
Dialog war ein Grundprinzip des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) und des Kirchenbildes, dass das Konzil zur Geltung gebracht hat. Das Konzil verlangt einen „offenen“ (Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ GS 43), „aufrichtigen Dialog“, ein „immer fruchtbareres Gespräch zwischen allen“ (GS 92), ob Amtsträger oder Nichtamtsträger, ob Kleriker oder Laien. Als "Kirche auf dem Weg" hat die Kirche nicht auf jede Frage schon eine fertige Antwort (GS 43). Die Suche danach kann nur gelingen, wenn möglichst viele ihren Beitrag leisten und ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen. Dialogische Wahrheitssuche also, Problemlösung nicht durch Weisungen und Dekrete von oben, sondern durch gemeinsame Beratung, durch offene Auseinandersetzung, so der Konzilsbeobachter P. Wolfgang Seibel SJ im November 2008 auf der Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche.
Doch an diesem Dialog als normalem Weg der Wahrheits- und Entscheidungsfindung in der Kirche mangelt es seit langem auf allen Ebenen: zwischen dem Vatikan und den Ortskirchen, zwischen dem bischöflichen Lehramt und der theologischen Forschung und Praxis, zwischen unterschiedlichen Traditionsrichtungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche.
Umso wichtiger ist es, dass sich endlich alle Bischöfe zu der im September 2010 von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, angekündigten „Dialoginitiative“ bekennen. Solange nicht alle Bischöfe zu einem Dialog ohne Denkverbote über die Zukunft der Kirche bereit sind, wird die Glaubwürdigkeit der Kirche weiter sinken. Anlässlich der Sitzung des „Ständigen Rates“ der Deutschen Bischofskonferenz am 24. Januar 2011 in Würzburg hatte die KirchenVolksBewegung die Bischöfe mit Briefen und einer spontanen Mahnwache ermutigt, den Weg des Dialogs endlich sichtbar zu beginnen.
Der kommende Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland (22.-25. September 2011) darf kein Grund sein, den schon lange überfälligen Dialog über die immer akuter werdenden pastoralen Probleme erneut auf die lange Bank zu schieben. Dieser Besuch sollte vielmehr genutzt werden, die nicht nur in Deutschland sondern in aller Welt immer drängender werdenden pastoralen Probleme gemeinsam mit dem Papst zu erörtern und nach zeitgemäßen Lösungen zu suchen. Immerhin ist die katholische Kirche Deutschlands theologisch wie auch finanziell eine der weltweit am besten aufgestellten Kirchen, die in erheblichem Maße den Vatikan und u.a. die Priesterausbildung in Lateinamerika und Afrika finanziert.
Pressekontakt:
Sigrid Grabmeier, Tel. 0991- 297 95 85 oder mobil 0170-862 62 90
Magnus Lux, Tel. 09721-5 88 75 oder mobil 0176-41 26 63 92
Christian Weisner, Tel. 08131-26 02 50 oder mobil 0172-518 40 82
E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de
Homepage: www.wir-sind-kirche.de
Vergleichbare Erklärungen aus früheren Jahren und Jahrzehnten
http://www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=125&id_entry=3155
Dokumentation der bisherigen Aussagen deutscher Bischöfe zur Dialoginitiative (PDF) Stand: 22.1.2011
http://www.wir-sind-kirche.de/files/1396_dialog-dioezesen-uebersicht.pdf
(Korrekturen und Ergänzungen werden gerne entgegengenommen.)
„Der Anfang vom Anfang – oder das Ende vom neuen Lied? Das Zweite Vatikanische Konzil und die weitere Entwicklung"
Vortrag von P. Dr. Wolfgang Seibel SJ auf der Wir sind Kirche-Bundesversammlung in Würzburg (PDF)
http://www.wir-sind-kirche.de/files/848_Gelbe%20Reihe%20Seibel.pdf
Zuletzt geändert am 04.02.2011