Bundesversammlung Fulda (Ende)
Wir sind Kirche fordert Menschenrechte auch innerhalb der römisch-katholischen Kirche ein
Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung in Fulda ein halbes Jahr vor dem Papstbesuch
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche fordert die konsequente Einhaltung der Menschenrechte innerhalb der römisch-katholischen Kirche ein: Pflichtzölibat, Verweigerung der Frauenordination und Diskriminierung homosexueller Menschen sind menschenrechtswidrig. Mit der Gewährung oder Vorenthaltung der Menschenrechte steht oder fällt heute die Glaubwürdigkeit der Kirche in der Welt, erklärte die katholische Reformbewegung auf ihrer 29. Bundesversammlung in Fulda am vergangenen Wochene
nde, genau ein halbes Jahr vor dem Besuch von Papst Benedikt in Deutschland.
Es ist ein bleibender Skandal, dass der Vatikan einer der wenigen Staaten ist, die die UN-Menschenrechtserklärung immer noch nicht unterschrieben haben. Obwohl sich Päpste und TheologInnen in den letzten Jahrhunderten zu Recht immer wieder für die Einhaltung der Menschenrechte „in der Welt“ eingesetzt haben, ist die römisch-katholische Kirchenleitung immer noch nicht bereit, ihre Gültigkeit auch innerhalb der Kirche anzuerkennen und Geltung zu verschaffen.
„Die Diskussion über die Kirchenreform muss heute vorrangig eine Diskussion um ‚Menschenrechte in der Kirche’ sein, weil mit der Gewährung oder Vorenthaltung dieser Menschenrechte die Kirchenreform und damit die Glaubwürdigkeit der Kirche in der Welt steht und fällt“, forderte Prof. Dr. Heribert Franz Köck, em. Universitätsprofessor für Staats- und Europarecht, Universität Linz, Österreich.
Es müsse beispielsweise gezeigt werden, dass der Pflichtzölibat gegen das Menschenrecht auf freie Wahl des Familienstandes und gegen das Menschenrecht auf freie Berufswahl verstößt, und dass er darum selbst dann sofort abgeschafft werden müsste, wenn wir einen Überfluss an Priesterberufungen hätten. Gleiches gilt mutatis mutandis für die Zulassung von Frauen zum Priestertum, weil mit der Diskriminierung der Frau ganz grundsätzlich Schluss gemacht werden muss.
Köck bedauerte, dass die Amtskirche bisher nicht bereit ist, auch nur in einen Dialog über „Menschenrechte in der Kirche“ einzutreten. Dies sei jetzt auch wieder beim Abwürgen der Diskussion über das Memorandum „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“ von mehr als 300 katholischen Theologieprofessorinnen und –professoren deutlich geworden. Noch im 19. Jahrhundert habe die Amtskirche grundlegende Menschenrechte wie Glaubens- und Gewissensfreiheit, Meinungsfreiheit oder politische Mitbestimmung als unsinnig abgetan. Dies würde von ihr heute teils verschwiegen, teils als zeitbedingt beschönigt und ist beim Kirchenvolk praktisch unbekannt.
Der zweite Hauptreferent, Prof. Dr. Dr. Gotthold Hasenhüttl führte aus: „Die Würde des Menschen ist unantastbar und muss von jeder Religion eingefordert werden. Jede Kirche und Glaubensgemeinschaft muss sich fragen lassen, wo sie gegen Solidarität und die Würde des Menschen verstößt.“ Hasenhüttl ist em. Univ.-Prof. für systematische Theologie an der Universität des Saarlandes.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) lehre zu Recht, dass die hierarchischen Organe das irdische Element in der Kirche sind und göttliche Wahrheit daher nicht garantieren können. Die institutionellen Elemente in der Kirche haben eine sozial-strukturierte Ordnungsfunktion, doch Institutionen gehören nicht zum innersten Wesen der Kirche, so Hasenhüttl.
Das vor zehn Tagen in Paderborn von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellte Programm für einen vierjährigen innerkirchlichen Gesprächsprozess, der lediglich einen Minimalkompromiss der Bischöfe darstellt, hat die Bundesversammlung mit großer Enttäuschung zur Kenntnis genommen (siehe auch http://www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=128&id_entry=3255). Wir sind Kirche wird sich jedoch weiter intensiv um Dialoge auf allen Ebenen bemühen, die diesen Namen verdienen, vor allem auch im Hinblick auf den Katholikentag 2012 in Mannheim. Die nächste Bundesversammlung zur Vorbereitung auf den Katholikentag 2012 in Mannheim wird vom 21. bis 23. Oktober 2011 in Mannheim stattfinden.
Mit einem Mahngottesdienst zum „Weltgebetstag für Frauenordination“ (25. März) am Rande des Domplatzes ging die Frühjahrs-Bundesversammlung am Sonntagmittag zu Ende. An der dreitägigen Bundesversammlung haben fast 100 Delegierte aus den deutschen Diözesen mit Gästen von Reformgruppen aus Österreich, der Schweiz und den Niederlanden teilgenommen.
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> Vorträge von Prof. Dr. Heribert Franz Köck und Prof. DDr. Gotthold Hasenhüttl
> „Fuldaer Aufruf“ zu den Menschenrechten in der Kirche (PDF)
Zuletzt geändert am 28.05.2011