Kirchenaustrittszahlen
Wir sind Kirche: „Eine erschreckende Bilanz“
Pressemitteilung München, 6. April 2011
Die heute veröffentlichten Zahlen von voraussichtlich 180.000 Kirchenaustritten im Jahr 2010 sind erschreckend hoch, auch wenn sie nicht den im Sommer letzten Jahres von McKinsey-Direktor Dr. Thomas von Mitschke-Collande befürchteten Wert von 250.000 oder gar 375.000 erreicht haben. Die aktuellen Zahlen spiegeln nach Ansicht der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche allerdings noch lange nicht das ganze Ausmaß des Ansehens- und Glaubwürdigkeitsverlustes wider, den die römisch-katholische Kirche nach der Aufdeckung des jahrzehntelangen Missbrauchsskandals im vergangenen Jahr erfahren hat. Denn viele Menschen schrecken immer noch vor dem Schritt des Austritts aus der Kirche als Körperschaft zurück, auch wenn dies, wie sogar der Vatikan in einem im Jahr 2006 veröffentlichten Schreiben feststellt, nicht automatisch den Ausschluss aus der Glaubensgemeinschaft bedeutet.
Wir sind Kirche hält es für bemerkenswert, dass jetzt auch im traditionell katholischen Bayern die Austrittszahlen gegenüber dem Jahr 2009 um 48 Prozent zugenommen haben. Im benachbarten Österreich stieg die Zahl der Austritte im Jahr 2010 sogar um 64 Prozent an.
Noch viel bedenklicher sind allerdings die langfristigen Auswirkungen:
- In den 21 Jahren seit 1990 sind fast 2,8 Mio. KatholikInnen aus der röm.-kath. Kirche ausgetreten oder – aber das ist nur ein kleiner Teil – in eine andere Kirche übergetreten; das entspricht der Zahl der KatholikInnen von Rheinland-Pfalz und des katholischen Saarlandes zusammen.
- Aufgrund des Sterbeüberhangs ist in diesem Zeitraum die Zahl der KatholikInnen ist in diesem Zeitraum aufgrund des Sterbeüberhangs sogar um 3,7 Mio. gesunken; dieser Rückgang entspricht der Hälfte der KatholikInnen des großen weithin katholischen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Die Gesamtzahl KatholikInnen in Deutschland liegt derzeit bei 24,5 Mio., 1990 waren es noch 28,2 Mio.
- Die Zahl der Taufen ging in den letzten zehn Jahren fast um ein Viertel zurück, deutlich stärker als die Zahl der Geburten in Deutschland.
- Eintritte und Wiederaufnahmen spielen, anders als von manchen Kirchenoberen immer betont, quantitativ nur eine geringe Bedeutung.
- Seit dem Jahr 1995, dem Jahr der KirchenVolksBegehren in Österreich und Deutschland, liegen die Austrittszahlen ziemlich konstant um ein Viertel unter dem Durchschnittswert der Vorjahre.
- Eine nochmals deutliche Verringerung der Austrittszahlen gab es dann 2005, dem Jahr der Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst. Doch dieser „Papstbonus“ hat nur drei Jahre angedauert.
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Zuletzt geändert am 06.04.2011