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Veröffentlicht am 03­.10.2012

Projekt „Nuovo Aggiornamento“

Ein internationales Reformprojekt strebt ein „neues Aggiornamento“ an

Brauchen wir ein drittes Vatikanisches Konzil?


Pressemitteilung München / Wien / Rom, 3. Oktober 2012

Vor 50 Jahren eröffnete Papst Johannes XXIII. am 11. Oktober 1962 das Konzil. Es hat neue Sichtweisen auf den Glauben angeregt und zahlreiche oft nicht für möglich gehaltene Neuerungen für die römisch-katholische Kirche beschlossen. Der Papst gab dem Konzil das Motto des Aggiornamento, der Verheutigung der Kirche. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch eine zunehmende Restauration zu beobachten. Die Kirchenleitung hat Entfaltungen der Lehre und Reformen der Struktur wieder eingeschränkt oder zurückgenommen. Dieser Tendenz treten weltweit immer mehr Reformgruppen und Initiativen entschieden entgegen.

Das Projekt „Nuovo Aggiornamento“ ist ebenso sehr Appell wie Protest. Es appelliert an das Volk Gottes, sich den Aufbrüchen des Zweiten Vatikanischen Konzils zu stellen und dessen Aufforderung, die Zeichen der Zeit im Lichte des Evangeliums zu deuten, auch im 21. Jahrhundert zu seiner Sache zu machen. Es protestiert dagegen, dass die Kirchenführung im Namen der Kontinuität die Brüche und Neuansätze des Konzils einebnet und sich den Reformen verweigert.

Das Projekt ist eine Initiative der österreichischen Plattform „Wir sind Kirche“ (www.wir-sind-kirche.at), der sich international viele Interessierte angeschlossen haben. Aus Deutschland arbeiten bisher an dem Projekt mit:
- Dr. Ida Raming (Stuttgart) über das Dekret über die Priesterausbildung, Dienst und Leben des Priesters
- Univ.-Prof. Dr. Georg Kraus (Bamberg) über das Dekret zum Hirtenamt der Bischöfe

Kein nostalgischer Blick zurück, sondern ein Update für die heutige Zeit

Das Projekt „Nuovo Aggiornamento“ ist entschlossen, in breiter internationaler Vernetzung und im Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils wiederzulesen und eine Re-Vision, ein Update in heutiger Sprache versuchen. Jede Gruppe wählte ein Konzilsdokument und macht sich in den nächsten zwei Jahren daran, es in unsere Zeit zu übersetzen. Ein von jeder Gruppe beschickter „Exekutivrat“ koordiniert diese Arbeit. Ab Herbst 2014 sammelt ein „Redaktionsteam“ die Ergebnisse der Gruppen und stellt sie zu einer „Stimme des Volkes“ zusammen. Dieses Dokument soll dann am 7. Dezember 2015 in einem großen „Reformmarsch der Völker“ nach Rom überbracht, „per acclamationem“ öffentlich verkündet und der Kirchenleitung übergeben werden.

Beispiele augenscheinlicher Restauration
  • Zahlreiche Theologieprofessoren erhielten nach unfairen Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit Lehrverbote: Hans Küng, Gotthold Hasenhüttl, Jon Sobrino, Leonardo Boff, Tissa Balasuriya ...
  • Ebenso verheerend ist, dass theologisch bestausgewiesene Wissenschaftlerinnen als Professorinnen an katholischen Fakultäten verhindert wurden. Erwähnt seien nur Teresa Berger und Regina Ammicht Quinn. Das Manko der katholischen Kirche in Sachen Geschlechtergerechtigkeit ist empörend.
  • Verschiedene Bischöfe, die Reformen der Kirche einforderten, wurden abberufen, etwa Bischof Jacques Gaillot (Frankreich), William Martin Morris (Australien), Robert Bezak von Trnava (Slowakei).
  • Kirchliche Gruppen und Orden wurden gemaßregelt: Die österreichische „Pfarrer-Initiative“, die irische Priesterbewegung „Association of Catholic Priests“, die Vereinigung der US-Ordensfrauen „Leadership Conference of Women Religious“ und das slowakische „Theologische Forum“.
  • In der Liturgie wendet sich Rom wieder hin zu Riten, die vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gängig waren. Man fördert den alten tridentinischen Messritus in allen Diözesen, verbunden mit einer Betonung des Opfers und einer Tendenz zur Reklerikalisierung.
  • Internationale Organisationen und Universitäten werden an die Kandare genommen, zum Beispiel die „Internationale Caritas“ und die katholischen Universitäten von Lima und von Löwen.
  • Seit Papst Johannes Paul II. wurde die katholische Kirche noch mehr zentralisiert. Dies widerspricht dem, Zweiten Vatikanischen Konzil, das mehr Eigenständigkeit der Regionalkirchen im Sinn eines Communio-Verständnis der Kirchenleitung festschrieb.

Alle diese Maßnahmen entsprechen weder der Botschaft Jesu noch den Intentionen des letzten grossen Konzils in Rom. Nicht alle Fragen der Gegenwart waren damals schon aktuell. Deshalb ist ein „Update“ dringend erforderlich. „Nuovo Aggiornamento“ ruft deshalb alle, die an einer zeitgemäßen Reform der katholischen Kirche interessiert sind, zum Dialog auf, damit überzeugende Ausdruckformen unseres Glaubens in der heutigen Welt gefunden werden.

Pressekontakte Bundesteam Wir sind Kirche Deutschland:
Sigrid Grabmeier, Tel. 0170-8626290, E-Mail: grabmeier@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel. 0172-5184082, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

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Auf einer internationalen Pressekonferenz am 9. Oktober 2012 in Rom anlässlich des 50. Jahrestages der Konzilseröffnung (11. Oktober 1962) werden die „Internationale Bewegung Wir sind Kirche“ (IMWAC, www.we-are-church.org) und das „Europäische Netzwerk Kirche im Aufbruch“ (EN/RE, www.en-re.eu) weltweite Reformbewegungen vorstellen, die nach dem Konzil entstanden sind. Weitere Informationen siehe auch auf www.council50.org.

Zuletzt geändert am 10­.10.2012