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Veröffentlicht am 08­.11.2013

Pastorale Wahlen in NRW

„Zeichen gegen die Mutlosigkeit der Bischöfe und ihre gemeindefeindliche Pastoralplanung!“

Wir sind Kirche zu den pastoralen Wahlen am 9./10. November 2013 in Nordrhein-Westfalen

Pressemitteilung, 8. November 2013

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die Wahlen zu den „Gremien der pastoralen Mitverantwortung“ (früher: Pfarrgemeinderatswahlen) am kommenden Wochenende in den fünf nordrhein-westfälischen Bistümern Köln, Aachen, Münster, Paderborn und Essen als Lackmus-Test für den derzeitigen Zustand der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Es ist fraglich, ob überhaupt noch ein großes Interesse an diesen Wahlen besteht angesichts des pastoralen Kahlschlages durch die Bischöfe und ihrer Unwilligkeit, den ‚sensus fidelium’, den Glaubenssinn des Kirchenvolkes so ernst zu nehmen, wie es das Zweite Vatikanische Konzil gefordert hat. Viele Katholiken werden mit ihrer Wahl oder auch mit ihrer Wahlenthaltung ein Zeichen gegen die Mutlosigkeit der Bischöfe und ihre gemeindefeindliche Pastoralplanung setzen.

Die Ereignisse um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst haben die schon seit Jahren andauernde Kirchenkrise noch einmal sehr verschärft. So ist es bedauerlich, aber auch verständlich, dass derzeit viele Katholiken auch den Austritt aus der Kirchensteuergemeinschaft als letztes Mittel des Protestes sehen. Nur wenn die Bischöfe endlich bereit wären, einen deutlichen Schritt des Vertrauens auf das Kirchenvolk zuzugehen, sieht Wir sind Kirche derzeit überhaupt noch die Chance, die immer größer gewordene Kluft zwischen Kirchenleitung und Kirchenvolk zu überwinden. Dies könnte zum Beispiel dadurch geschehen, dass die Bischöfe einstimmig signalisieren, die Katholiken in Deutschland ernsthaft und direkt an der Vorbereitung der Familien-Synode 2014 in Rom zu beteiligen, so wie dies z.B. die Bischofskonferenz in England und Wales getan hat.

„Ohne Gemeinden keine Kirche!“

Die Pfarrgemeinderäte sollten seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) eine wichtige Form der Beteiligung an der Gestaltung von Gemeinde und Kirche sein. Doch eine wirkliche Beteiligung des Kirchenvolkes an wichtigen Entscheidungen auf Pfarr-, Dekanats- und Diözesanebene ist noch lange nicht erreicht, ja wurde und wird durch die radikalen pastoralen Umstrukturierungen sogar noch zurückgeschraubt. Statt Pfarrgemeinderatswahlen wird jetzt auch nur noch von Gremien der pastoralen Mitverantwortung gesprochen, und das in sehr unterschiedlicher Form in den einzelnen Bistümern. Doch nur wer mitentscheiden und mitgestalten darf, ist bereit, auch mehr Verantwortung zu übernehmen.

Die „Entörtlichung“ der kirchlichen Seelsorge ist ein Ergebnis fantasieloser Mangelverwaltung und mutloser Verwaltungsakte seitens der Ordinariate. Dies alles ist sicher nicht im Sinne von Papst Franziskus, der eine Kirche nahe beim Volk will und Hirten mit dem „Geruch der Schafe“ inmitten der Herde. Die Pfarrgemeinden spüren am deutlichsten die Mangelerscheinungen, die vor allem durch den Pflichtzölibat und die Ausgrenzung der Frauen vom priesterlichen Dienst hervorgerufen werden. Wenn die Bischöfe nicht für die ihnen anvertrauten Gemeinden einstehen (can. 383 ff CIC), dann ist es an der Zeit, dass die Gemeinden das so, wie sie es können, selbst tun, denn – „Ihr seid Gemeinde!“.

Zeichen gegen die Mutlosigkeit der Bischöfe und ihre gemeindefeindliche Pastoralplanung!

Eine Erneuerung in den Gemeinden ist notwendig, aber sie kann weder von oben verordnet noch durch restriktive Zusammenlegung erzwungen werden. Deshalb ruft Wir sind Kirche die Katholikinnen und Katholiken dazu auf: Engagieren Sie sich in Ihrer Pfarrgemeinde und überlassen Sie deren Zukunft nicht dem Rotstift der Seelsorgeverwalter! Gefragt sind Kreativität, Eintreten für den eigenen Glauben und die Bereitschaft, in der Gemeinde selbst etwas in die Hand zu nehmen.

Papst Benedikt XVI. sagte am 26. Mai 2009 bei der Eröffnung des Kongresses „Mitverantwortung im Leben der Kirche“: „Wir brauchen einen Mentalitätswechsel, vor allem was die Laien betrifft. Wir sollten sie nicht nur als Mitarbeiter des Klerus betrachten, sondern als wirkliche Mitverantwortliche des Seins und Handelns der Kirche, und wir sollten die Bildung eines reifen und engagierten Laienstands fördern!“

Wir sind Kirche-Bundesteam:
Sigrid Grabmeier, Tel: 0991-2979585, 0170-8626 290, grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 09721-58875, 0176-41266392, Famlux@t-online.de
Christian Weisner, Tel: 08131-260250, 0172-5184082, presse@wir-sind-kirche.de

> Wir sind Kirche-AnsprechpartnerInnen in den Diözesen


Einige konkrete Handlungsmöglichkeiten:
  • Die Rechte wahrnahmen, die auch Laien im Notfall laut Kirchenrecht haben!
    Das Kirchenrecht gestattet auch Taufen, Ehe-Assistenz, Beerdigungen u.a. durch Nichtkleriker. Überlegen Sie, was Ihre Gemeinde auch ohne Priester leisten kann.
  • Gemeinde sein mit anderen – Gemeinde lebt von der Vielfalt!
    Die verschiedenen Anliegen der unterschiedlichen Gruppen, Kreise und Initiativen sind der Reichtum einer Gemeinde. Die gegenseitige Sorge füreinander ist eine Antwort auf die Seelsorgeverweigerung durch die Bischöfe.
  • Gemeinde sein auch ohne Pfarrer – Gemeinde lebt vom eigenverantwortlichen Handeln.
    In den Gemeinden gibt es viele Begabungen und Beru¬fun¬gen: zu Gebet und Gottesdienst, zu caritativem Handeln und zur Gemeinschaft. In jeder Gemeinde gibt es auch Menschen, die zur Leitungsverantwortung fähig und bereit sind. Sie können durch die Gemeinde selbst bestimmt werden.
  • Gemeinde sein auch ohne Kirche – Gemeinde lebt auch ohne Mauern.
    Jesus hat sich mit seinen Jüngerinnen und Jüngern nicht in der Synagoge sondern in Privathäusern oder unter freiem Himmel versammelt. Suchen auch Sie andere Orte und nutzen die Gastfreundschaft anderer Organisationen!


Zitate:

„Wo die Kirche vor Ort nicht mehr angetroffen wird, da verliert sie ihre Sichtbarkeit und Greifbarkeit, da wird sie zur bloßen Behauptung. ... Seelsorge ist und bleibt eine Aufgabe, die im Wesentlichen vor Ort wahrgenommen werden will und ihre ‚Seele’ verliert, wenn sie entörtlicht würde.“
Jürgen Werbick: Warum die Kirche vor Ort bleiben muss, 2002


„Aus einer Gemeinde, die sich pastoral versorgen lässt, muss eine Gemeinde werden, die ihr Leben im gemeinsamen Dienst aller und in unübertragbarer Eigenverantwortung jedes einzelnen gestaltet.“ „Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland“ („Würzburger Synode“) 1971-75, Beschluss Dienste und Ämter 1.3.2

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Zuletzt geändert am 08­.11.2013