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Veröffentlicht am 12­.11.2013

18 Jahre KirchenVolksBegehren

Wir sind Kirche: „Das Durchhalten hat sich gelohnt!“

Bilanz 18 Jahre nach dem Ende des KirchenVolksBegehrens
(12. November 2013)

Pressemitteilung München, 12. November 2013

Eine positive Bilanz ihrer Arbeit zieht die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche genau 18 Jahre nach Beendigung des KirchenVolksBegehrens, dessen fünf Reformpunkte im Herbst 1995 in Deutschland von mehr als 1,8 Millionen Menschen unterschrieben worden sind.

Das Kirchenrecht ist zwar noch unverändert, aber die KirchenVolksBewegung hat zum breiten Bewusstseinswandel im Kirchenvolk beigetragen, wie Studien und Befragungen immer wieder zeigen. Dies bietet eine gute und notwendige Ausgangsbasis für pastorale und strukturelle Reformen, für die sich jetzt auch Papst Franziskus deutlich ausgesprochen hat.

„Damals konnte sich niemand vorstellen, dass wir so lange durchhalten müssen. Heute sind unsere Forderungen zum Allgemeingut geworden: innerkirchliche Mitbestimmung, Gleichberechtigung der Frauen, freiwilliger Zölibat, positive Sexualmoral, Frohbotschaft statt Drohbotschaft“, erklärt Christian Weisner, einer der Mitinitiatoren des deutschen KirchenVolksBegehrens, das die Initiative Kirche von unten und die Leserinitiative Publik aus Österreich übernommen und in Deutschland durchgeführt hatten. „Unsere Ziele, die immer drängender werdenden Reformanliegen gebündelt auf die Tagesordnung zu bringen und bestehende Initiativen zu vernetzen, wurden durch das KirchenVolksBegehren und die daraus entstandene KirchenVolksBewegung mehr als erreicht.“

„Stimme des Kirchenvolkes“

Als Bewegung und unabhängige „Stimme des Kirchenvolkes“ sieht Wir sind Kirche es als Aufgabe, den sensus fidelium, den Glaubenssinn des Gottesvolks, theologisch fundiert zum Ausdruck zu bringen. Wir sind Kirche beteiligt sich an allen Katholiken- und Kirchentagen. Frauen und Männer aus der KirchenVolksBewegung arbeiten, wo dies möglich ist, auf Gemeinde- und Diözesanebene sowie in vielen katholischen Verbänden mit. Zu aktuellen Fragen wie der pastoralen Neuordnung oder der Kirchenfinanzierung werden positive Lösungsvorschläge entwickelt und Stellungnahmen veröffentlicht.

Seit dem Jahr 2000 betreibt der von Wir sind Kirche mitgegründete Verein Frauenwürde Schwangerschaftskonfliktberatung in mittlerweile sechs Beratungsstellen, nachdem Rom die Bischöfe zum Ausstieg gezwungen hatte (www.frauenwuerde.de). Fast zehn Jahre gab es ein Wir sind Kirche-Nottelefon für Betroffene sexualisierter Gewalt in der Kirche, bis die Bischöfe endlich selber in diesem Bereich aktiv geworden sind.

Die Ereignisse um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst haben die seit Jahren andauernde Kirchenkrise noch einmal sehr verschärft. Es ist bedauerlich, aber auch verständlich, dass viele Katholikinnen und Katholiken den Austritt aus der Kirchensteuergemeinschaft als letztes Mittel des Protestes sehen. Doch ein Grundmotiv der KirchenVolksBewegung ist „Auftreten statt Austreten!“ In diesem Sinne unterstützt Wir sind Kirche einen kompromisslosen Kurs von Papst Franziskus für substanzielle Reformen in der römisch-katholischen Kirche.

Die 1996 in Rom gegründete Internationale Bewegung Wir sind Kirche (www.we-are-church.org) hat mittlerweile drei Pontifikate kritisch-konstruktiv mit Stellungnahmen, Aktionen und Schatten-Synoden begleitet und wird dies auch, zusammen mit anderen weltweiten Reformgruppen, bei der Familien-Synode 2014 sowie im Jahr 2015 zur 50-Jahr-Feier des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils tun.

Grundlage: Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ (Licht der Völker)

1.845.141 Menschen, von denen sich 1.483.340 ausdrücklich als römisch-katholisch bekannten, hatten im Herbst 1995 in Deutschland die fünf Forderungen des KirchenVolksBegehrens zwischen dem 16. September und 12. November 1995 unterschrieben. In Österreich waren es zuvor 505.154 Menschen in der Zeit vom 3. bis 25. Juni 1995. Sie alle taten dies auf der Grundlage der dogmatischen Kirchenkonstitution des Konzils „Lumen Gentium“ (Licht der Völker), Art. 37, und des Can. 212 § 3. des Kirchenrechts. Danach haben die Gläubigen „das Recht und bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den geistlichen Hirten mitzuteilen und sie unter Wahrung der Unversehrtheit des Glaubens und der Sitten und der Ehrfurcht gegenüber den Hirten und unter Beachtung des allgemeinen Nutzens und der Würde der Personen den übrigen Gläubigen kundzutun.“

Wir sind Kirche ist somit auch eine Konzilsbewegung, die sich für die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) und der darauf aufbauenden theologischen Forschung und pastoralen Praxis einsetzt. Der Begriff „Wir sind Kirche“ der KirchenVolksBewegung, der andere keinesfalls ausschließen soll, folgt der Communio-Theologie des Konzils. Es geht um einen Prozess des Wandels von der Klerikerkirche zu einer Kirche des Kirchenvolkes, die alle Getauften und Gefirmten einbezieht, wie führende Religionssoziologen vor wenigen Tagen auf einem Symposium in Münster formuliert haben (www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2013/nov/PM_Zukunft_der_Kirchen.html).

Wir sind Kirche-Bundesteam:
Christian Weisner, Tel: 08131-260250 o. 0172-5184082, presse@wir-sind-kirche.de
Sigrid Grabmeier, Tel: 0991-2979585 o. 0170-8626 290, grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 09721-58875 o. 0176-41266392, Famlux@t-online.de

Zuletzt geändert am 13­.11.2013