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Veröffentlicht am 05­.02.2014

UN-Kinderrechtsausschuss

„Schmerzende Wunden, für die die Kirche Verantwortung übernehmen muss“ MULTILINGUAL

Pressemitteilung München / Genf, 5. Februar 2014

Wir sind Kirche zum Bericht des UN-Kinderrechtsausschusses in Genf

Nach Ansicht der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sind die sexualisierte Gewalt durch Kleriker genauso wie deren jahrzehntelange Vertuschung durch die Kirchenoberen schmerzende Wunden und ein Skandal, für den die Kirche als Organisation Verantwortung übernehmen muss. Teilweise ist dies aber auch schon geschehen wie durch die Entschädigungszahlungen an Opfer vor allem in den USA.

Der Vorwurf des UN-Ausschusses, dass bisher nicht alles getan worden ist, was hätte getan werden können und müssen, ist sicher zutreffend. Wir sind Kirche unterstützt die Forderung, dass überführte Täter nicht mehr ihr Priesteramt ausüben dürfen, auch nicht in Altenheimen und Gefängnissen. Allerdings ist es auch nicht mit der Entlassung pädophiler Priester aus der Kirche bzw. aus den Orden getan. Denn diese Täter sind großenteils auch selber Opfer des kirchlichen Systems gewesen, das nun auch weiterhin eine Fürsorgepflicht für diese Menschen hat.

Richtig ist, dass mit der UN-Kinderrechtskonvention das Kindeswohl über die Kirchenräson gestellt wird. Der Vatikan sollte deshalb mit dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes konstruktiv zusammenzuarbeiten. Die UN sollte allerdings auch die Bemühungen der römisch-katholischen Kirche in den letzten Jahren um Aufarbeitung und Prävention anerkennen, wie sie sonst wohl keine Religionsgemeinschaft und Weltorganisation getätigt hat und wie sie auch Vorbildfunktion für andere Organisationen und die Zivilgesellschaften haben könnte. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass die Kirchenleitung von sich aus nicht in der Lage gewesen ist, das Grundproblem sexualisierter Gewalt in der eigenen Kirche anzugehen und aufzuarbeiten, sondern dass es kritischer Initiativen von außen und von innen – wie z.B. auch des Kirchenvolks-Begehrens 1995 in Österreich nach den Vorwürfen gegenüber dem damaligen Wiener Kardinal Hans Hermann Groër – bedarf.

Verheerend war, dass Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., als Präfekt der Glaubenskongregation noch im Jahr 2001 die Behandlung solcher Fälle zur Geheimsache erklärte. Später war er dann allerdings der erste Papst, der die sexualisierte Gewalt offen angesprochen und entsprechende Gegenmaßnahmen in Rom wie auch in den Ortskirchen begonnen und angeordnet hat.

Unabdinglich ist, dass – wie auch schon von Papst Benedikt angewiesen – die katholische Kirche mit den staatlichen Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten muss und diese kriminellen Taten nicht im eigenen Rechtssystem regelt, wo dies immer nur sehr unzureichend geschehen ist und die Täter weit mehr geschützt wurden als die Betroffenen.

Darüber hinaus ist es unerlässlich, die tieferen Ursachen der sexualisierten Gewalt und die Prozesse der Vertuschung aufzudecken, die wesentlich auch durch das klerikale Autoritätssystem der römisch-katholischen Kirche bedingt sind. In diesem Zusammenhang ist es nicht verständlich, dass vor einem Jahr das Forschungsvorhaben von Prof. Christian Pfeiffer von der Bischofskonferenz wieder aufgekündigt worden ist.

Die Frage der Verantwortlichkeit des Vatikans wirft die Frage auf nach der absolutistischen und zentralistischen Struktur der römischen-katholischen Kirche, die seit dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) das Jurisdiktionsprimat für den Papst in Anspruch nimmt.

Die für diesen Herbst 2014 von Papst Franziskus einberufene Familien-Synode in Rom muss als Chance genutzt werden, die Kluft zwischen katholischer Moral-Lehre und Lebenswirklichkeit der Gläubigen, aber auch die Kluft zwischen Anspruch und Realität des Lebenswandels der Kleriker offen zu thematisieren und die kirchliche Lehre sowohl mit dem Evangelium als auch mit den heutigen Menschenrechtskonventionen in Einklang zu bringen.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:
Christian Weisner, Tel: 0172-5184082, presse@wir-sind-kirche.de





Internationale Bewegung Wir sind Kirche

Press Release re UN committee report
> Press release

Plattform Wir sind Kirche Österreich

Wir sind Kirche zum Bericht des UN-Kinderrechtsausschusses in Genf
> Pressemitteilung 5.2.2014

Noi Siamo Chiesa - Italia

L’ONU ha ragione sui preti pedofili. Siamo profondamente amareggiati per questa situazione
> Comunicato stampa Roma, 5 febbraio 2014

Übersetzung ins Deutsche:

Was pädophile Priester angeht, hat die UNO recht. Uns bedrückt diese Lage zutiefst.

Vittorio Bellavite, Sprecher der italienischen Sektion von „Wir sind Kirche“ („Noi Siamo Chiesa“), hat folgende Erklärung abgegeben:

„Die vom UN-Ausschuss für die Umsetzung der Kinderrechtekonvention gegen den Vatikan erhobenen Anklagen bestätigen mit der Autorität einer UN-Behörde das, was schon lange bekannt war und worauf Missbrauchsopfer seit Jahren hinweisen.

Die internationale Bewegung „Wir sind Kirche“ (International Movement We Are Church, IMWAC), als deren italienische Sektion „Noi Siamo Chiesa“ fungiert, macht sich die welt¬weite Betroffenheit über diese äußerst schwer wiegenden Vorgänge zu eigen und teilt die Kritik des UN-Kinderrechteausschusses an der Art und Weise, wie in einem Großteil der Fälle mit dem Problem der pädophilen Geistliche in der katholischen Kirche umgegangen wurde. Die Versuche, die Schuld herunterzuspielen, die viel zu viele Kirchenführungen auf sich geladen haben, stehen im Widerspruch zu der durch Fallberichte und Gerichtsentscheide aus zahlreichen Ländern vielfach bezeugten Realität.

Wir wissen, dass die Verantwortung für die Vorkommnisse nicht nur beim einzelnen Priester und beim einzelnen Bischof gesucht werden muss, sondern bis in die zentralen Führungs¬ebenen der Kirche reicht, die die schwere Verantwortung dafür trifft, dass man schmutzige Wäsche im eigenen Haus waschen wollte und so dazu beigetragen hat, dass überhaupt nicht, falsch oder zu spät gehandelt wurde.

Papst Franziskus hat nun die Aufgabe, unerbittlich und binnen kürzester Frist zu handeln. Die bereits getroffene Entscheidung, einen Dringlichkeitsausschuss zu bilden, reicht bei weitem nicht aus. Es bedarf einer unmissverständlichen Direktive, mit der die Bistümer in allen Fällen zu Transparenz und Publizität verpflichtet werden und die sicherstellt, dass mutmaßliche Täter den Justizbehörden angezeigt werden. Die Pflicht zur Anzeige bei den Behörden wird von der italienischen Bischofskonferenz bis heute bestritten (man beachte die Äußerungen, die erst kürzlich beim Treffen des Ständigen Rates der italienischen Bischofskonferenz fielen), obwohl Gerichtsverfahren und objektive Recherchen schon ans Licht gebracht haben, wie viele Missbrauchsfälle durch pädophile Geistliche es im kirchlichen Bereich auch in Italien gibt, das nicht weniger als andere Länder betroffen ist.

Als Gläubige des Evangeliums bedrückt und besorgt uns diese Situation zutiefst, ja wir leiden darunter als Glieder dieser unserer Kirche, für die wir beten wollen.“

Rom, 5. Februar 2014

We are Church Ireland

Press Release re UN committee report
Press Release 05/02 /2014

We are Church Ireland has been extremely concerned over the cover-up of the extent of clerical sex abuse by the Catholic Hierarchy including the Vatican.

We now welcome the report of the U.N. Committee on the rights of the Child especially its call for the Catholic Church to open its files on clergy who had concealed this heinous crime of clerical abuse and that it should acknowledge the extent of the crimes committed in its name.

We back the call that the Vatican should remove all clergy who are known or are suspected of child sex abuse.

The recent establishment By Pope Francis of an ad-hoc Committee on Child abuse now needs to take on board all these recommendations by the U. N. Committee.

‘We now need a full disclosure and acknowledgement of the cover-ups by those members of the Hierarchy who were involved in these cover-ups and for them to be removed from office . Only then can the Catholic Church Hierarchy finally gain some credibility in the eyes of the faithful’ stated Brendan Butler , spokesperson of We are Church Ireland.

Further information: Brendan Butler 086 4054984






2003: NRO-Bericht zur Kinderrechtskonvention

Römisch-katholische Kirche und Kinderrechtskonvention in der Bundesrepublik Deutschland Ein NRO-Bericht über die Behinderung der Konvention durch das katholische Kirchenrecht am Beispiel sexuellen Missbrauchs von Verena Mosen (IKvu), September 2003, für IKvu, CFFC und Wir sind Kirche
> PDF (16 Seiten)

Zuletzt geändert am 13­.02.2014