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Veröffentlicht am 02­.08.2001

Bischofsernennungen

Wir sind Kirche fordert mehr Mitwirkung der Ortskirchen bei Bischofsernennungen

(2. August 2001) We are Church Germany asks for more participation of local churches at the election of Bischops

Mehr Mitsprache und Mitentscheidung der Ortskirchen bei den jetzt anstehenden Bischofsernennungen und eine stärkere Transparenz der Besetzungsverfahren fordert die Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche. Die katholische Reformbewegung erinnert anlässlich der Neubesetzung von 10 der 27 deutschen Bischofsstühlen in den nächsten drei Jahren daran, dass die Wahl des Bischofs durch das Volk einer langen kirchlichen Tradition entspricht und auch im geltenden Kirchenrecht (CIC c. 377 §1) verankert ist.

Je nach Regelung in den Konkordaten haben die Ortskirchen derzeit jedoch nur sehr geringfügige Möglichkeiten der Mitwirkung. Die Gemeinden und das Kirchenvolk bleiben jedoch fast immer außen vor. Das hat sich erst kürzlich wieder bei der Besetzung des Fuldaer Bischofsstuhls gezeigt hat. Die Ernennung von Bischöfen gegen den Willen der Ortskirche (wie beispielsweise von Bischof Haas in Liechtenstein) verstößt gegen vor allem klare Äußerungen der Päpste Colestin I. und Leo des Großen. Letzterer forderte im 5. Jahrhundert: „Wer allen vorstehen muss, muss von allen gewählt werden“.

Statt Treue und Gehorsam gegenüber der Hierarchie, Anhänglichkeit an die Lehre der Kirche insbesondere zur Priesterweihe von Frauen und zur Sexualität („Humane Vitae“) marianischer Frömmigkeit sowie Befolgung der Normen hinsichtlich der geistlichen Kleidung, die der vertrauliche Fragebogen des Nuntius enthält, erwartet das Kirchenvolk von den Bischofskandidaten vor allem die Fähigkeit und den Willen zur Kommunikation, eine durch Überzeugung, Motivation und Vorbild ausgeübte Leitung, Konfliktfähigkeit, unerschrockene Wahrnehmung der Verantwortung für seine Diözese entgegen dem anwachsenden Zentralismus von Rom, praktische Erfahrung in Pastoral und Gemeindeleitung, Respektierung der Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils und Einsatz für die Ökumene.

Die Forderungen nach mehr Transparenz und Mitsprache, nach Mitverantwortung und Subsidiarität werden immer häufiger und immer deutlicher formuliert. „Der so gerne gehätschelte Begriff der Volkskirche“, so Sigrid Grabmeier vom Bundesteam Wir sind Kirche, „gewinnt eine völlig neue Perspektive: immer mehr Menschen in einer immer kleiner werdenden Schar derer, für die Kirche noch ein Ort ist, wo sie sich mit ihrem Glauben wiederfinden, nehmen ihre Verantwortung als Volk Gottes wahr und fordern ihr Recht auf Mitsprache ein“.

  • Die österreichische Plattform „Wir sind Kirche” verabschiedete schon 1995 ein „Modell zur Einbindung der Ortskirche in die Bischofsbestellung”.
  • „Wir sind Kirche”-Rottenburg-Stuttgart formulierte 1999 konkrete Vorstellungen, durch welche Qualitäten der neue Diözesanbischof gekennzeichnet sein sollte.
  • Die katholisch-theologischen Dekane aller staatlichen und kirchlichen Hochschulen in Österreich verfassten 1999 ein Dokument, das das demokratische und das hierarchische Prinzip bei der Findung eines Bischofs vereint.
  • Der Innsbrucker Bischof Alois Kothgasser wünschte sich 2000 mehr „Transparenz und Mitbeteiligung an der Erarbeitung von Vorschlägen”.
  • Schon sein Vorgänger Reinhold Stecher hatte die Einbeziehung der Vertreter des Klerus und der Laienorganisationen bei der Erstellung von Vorschlagslisten für Rom praktiziert.
  • Die Katholische Landjugendbewegung Bayern fordert die Mitbestimmung der Gläubigen bei der Bischofswahl ein und hat ein Bischofsprofil erstellt.
  • In der Diözese Regensburg, die ab November diesen Jahres ebenfalls vakant sein wird, tritt ein Alteglofsheimer Kreis für ein schnelleres Auswahlverfahren ein.

Zuletzt geändert am 22­.02.2007