Pastoraler Kongress
Konkrete Handlungsschritte gegen den pastoralen Notstand
Mehr als 100 TeilnehmerInnen aus Deutschland und der Schweiz folgten der Einladung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche und fanden sich am 20. und 21. November 1999 im Kolpinghaus in Stuttgart ein, um konkrete Handlungsschritte für die Zukunft der Gemeinden aufzuzeigen.
Eröffnet wurde der Kongress, für dessen inhaltliche Gestaltung die Arbeitsgruppe „Gemeinde“ verantwortlich zeichnet, mit einem Impulsreferat von Dr. Ferdinand Kerstiens, Marl „Pastoraler Notstand oder Chance der Erneuerung?“. Die Kirchenleitung scheine mehr an dem Erhalt der kirchlichen Strukturen von Amt und Zölibat interessiert zu sein als am evangeliumsgemäßen Dienst am Menschen.
Mögliche Spielräume, Gemeindeleben in eigener Initiative zu gestalten, zeigten VertreterInnen aus drei sehr unterschiedlichen Gemeinden auf. Sie machten aber auch deutlich, dass zur Umsetzung „visionärer Ideen“ Engagement notwendig ist. Der Gewinn, wenn man die Hände nicht in den Schoß legt, sind vielfältige Beziehungen und mehr Sensibilität für den Nächsten.
In fünf Arbeitsgruppen wurden Ideen und Visionen aber auch konkrete Handlungsschritte für den Weg zur lebendigen Gemeinde entwickelt. In der Galerie „Wandel(n) in der Kirche“ wurden die Ergebnisse anhand von Postern vorgestellt. Einen Gesamtüberblick über die Arbeitsergebnisse gaben Eva-Maria Kiklas und Christian Weisner.
Mit dem Referat „Tun was der Geist den Gemeinden sagt“ der Religionshistorikerin Dr. Magdalene Bußmann endete der erste Arbeitstag. Dr. Bußmann betonte, dass die heutigen Strukturen der Kirche nicht in den von Paulus geführten Gemeinden wurzeln. Dort gab es keine Unterschiede „zwischen Mann und Frau, zwischen Sklaven und Freien“. Paulus habe die Gleichberechtigung aller Gemeindemitglieder immer gefördert. Mit dem Wachstum der Kirche jedoch bildeten sich die Organisationsstrukturen und der männliche Primat in der Lehre und Verkündigung aus, so dass heute von dem Postulat der Gleichberechtigung aller Gemeindemitglieder nichts mehr übrig geblieben ist und diese kirchliche Tradition neu belebt werden muss.
Wer arbeitet, soll auch Spaß und Freude haben - unter diesem Motto stand das Abendprogramm, das von der gastgebenden Diözesangruppe Rottenburg-Stuttgart gestaltet wurde. Höhepunkt waren kabarettistische Spitzen, die sowohl katholische als auch evangelische „Eigenheiten“ unter die Lupe nahmen und in Bezug auf das Thema des Kongresses durchaus nachdenklich stimmten.
In der Arbeitsrunde am Sonntag vormittag ging es um die Umsetzung der erarbeiten Visionen vor Ort in den Diözesen und den eigenen Gemeinden. Schlusspunkt des ermutigenden Kongresses war ein gemeinsamer Gottesdienst mit Mahlfeier. Die Teilnehmenden dankten der Diözesangruppe Rottenburg-Stuttgart unter der Leitung von Siegbert Maier-Borst für die ehrenamtliche und gleichwohl professionelle Organisation des Kongresses. Worte des Dankes waren auch an das Team des Kolpinghauses für die erwiesene Gastfreundschaft gerichtet, Die Räume hat der Kolpingverein freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Zuletzt geändert am 12.02.2007