Richtlinien zur Priesterausbildung
Unveränderter Ausschluss Homosexueller von der Priesterweihe enttäuschend
Pressemitteilung München, 12.12.2016
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche weist die Ausgrenzung homosexueller Menschen im Vatikanischen Dokument „Das Geschenk der Berufung zum Priestertum“ vom 8.12.2016 zurück und fordert die deutschen Bischöfe auf, sich von dieser Ausgrenzung zu distanzieren.
Kurz vor dem Gedenktag der Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember wird in dem Dokument die nach wie vor ausgrenzende und repressive Haltung der Kirchenleitung gegenüber homosexuellen Menschen deutlich. Eine solche Haltung ist jedoch unbiblisch und durch nichts zu rechtfertigen. Gott ist Mensch geworden und grenzt niemanden aus. Der Ausschluss von homosexuellen Frauen und Männern trägt in vielen Ländern und Kulturen dazu bei, dass sie erniedrigt, angegriffen und sogar getötet werden.
Neben der durchaus bemerkenswerten Regelung, dass der Schutz Minderjähriger künftig ein Thema in der Priesterausbildung sein wird, verstört das Dokument durch die weiter bestehende falsche Überhöhung des zölibatären Priesterbildes und durch die weiterhin deutliche Ablehnung homosexueller Priesteramtskandidaten. Das zeigt, dass innerhalb der Führungsriege im Vatikan wenig Sensibilität und Respekt gegenüber den Menschenrechten besteht, wenn die Klerus-Kongregation alte Einschätzungen unhinterfragt übernimmt.
Nach Ansicht von Wir sind Kirche sind diese Richtlinien eine enorme Herabsetzung nicht nur der homosexuellen Priester, sondern Tausender Homosexueller, die der Kirche mit Ehre und Hingabe gedient haben und weiterhin dienen. Diese Richtlinien stehen auch in völligem Gegensatz zu dem berühmten Satz von Papst Franziskus „Wer bin ich, dass ich urteile?“
Wir sind Kirche hält – anders als die überarbeiteten und von Papst Franziskus gebilligten Richtlinien – Homosexuelle für genauso wichtig für den Dienst in der Kirche wie Heterosexuelle und selbstverständlich auch für fähig, „korrekte Beziehungen zu Männern und Frauen aufzubauen“.
Wieder einmal zeigt sich, dass der Vatikan, einer der wenigen Staaten, die die „Erklärung der Menschenrechte“ nicht unterschrieben haben, die Menschenrechte hintanstellt. Dort heißt es doch:„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Der Zölibat bleibt aber absolute Voraussetzung für den priesterlichen Dienst.
Frauen werden in den Richtlinien ignoriert; es wird nicht akzeptiert, dass Gott auch Frauen zum priesterlichen Dienst beruft. Dadurch stellt der Vatikan sicher, dass Frauen generell und Menschen, die in familiären Bindungen leben, jeglicher Einfluss auf die Dogmatik und die Pastoralpraxis der Kirche verwehrt bleibt, da die Ordination de facto die Voraussetzung für die überwiegende Anzahl der wirklich einflussreichen Positionen innerhalb der Kirchenleitung ist.
Nach Ansicht von Wir sind Kirche fördern diese Richtlinien die Unglaubwürdigkeit der römisch-katholischen Kirche. Gott beruft die Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Beziehung oder Familienstand, Alter oder irgendeinem anderen menschlichen Attribut.
Wir sind Kirche fordert daher den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx und alle deutschen Bischöfe auf, sich von der vatikanischen Instruktion, was die Aussagen zu homosexuellen Personen und deren Ausschluss vom priesterlichen Dienst betrifft, zu distanzieren. Damit kann die Eigenständigkeit der Ortskirche unterstrichen werden, wozu Papst Franziskus immer wieder ermutigt. Auch könnte das ein Anlass sein, dass sich die deutsche Kirchenleitung endlich einmal klar zu ihren homosexuellen Priestern bekennt und deren unersetzlichen Einsatz in der Kirche und für die Kirche würdigt.
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Zuletzt geändert am 12.12.2016